"Johnny Carson hat den Eindruck vermittelt, er käme gerade heraus und plaudert ein bisschen", sagt Harald Schmidt, der in Deutschland fast 20 Jahre lang selbst Gastgeber einer Late-Night-Sendung war.
Johnny Carson hat seine Late-Night-Show in den USA über 30 Jahre zu einer nationalen und moralischen Instanz gemacht: Bis zu 60 Millionen Zuschauer sehen spätabends seine Tonight Show beim Sender NBC.
Carson sieht sieben US-Präsidenten kommen und gehen
Er moderiert die Sendung von 1962 bis 1992 – und der lang anhaltende Erfolg beruht vor allem auf der Person des Johnny Carson. "Er war jemand, der über 30 Jahre kaum den Haarschnitt oder den Schnitt der Sakkos verändert hat. Carson hat einfach Kontinuität und Normalität garantiert", sagt Harald Schmidt.
Sieben Präsidenten sind in Carsons Zeit ins Weiße Haus ein- und wieder ausgezogen – der Entertainer ist geblieben. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich in 30 Jahren fast 5.000 Mal durch diesen Vorhang gehen werde", erinnert sich Johnny Carson.
Der Ablauf seiner Sendung ist stets der gleiche: Carson kommt durch den Bühnenvorhang und kommentiert zunächst das aktuelle Tagesgeschehen. Nach der Werbepause nimmt der schlagfertige Entertainer hinter seinem Schreibtisch Platz, präsentiert weitere Gags und plaudert mit prominenten oder skurrilen Gästen.
"Für einen Comedian wie mich gibt es eine Gefahr: sich selbst zu ernst zu nehmen. Wenn du dich mit Problemen beschäftigen willst, dann schreib ein Buch. Die Tonight Show dient vor allem der Unterhaltung. Wir wollen Menschen zum Lachen bringen", erklärt Johnny Carson.
Late-Night – eine Show über den Mann hinter dem Schreibtisch
Nach dem Unfalltod seines Sohnes zieht sich Johnny Carson 1992 aus dem Fernsehgeschäft zurück. Als er sich während seiner letzten Sendung vom Bildschirm verabschiedet, ist das in den USA ein nationales Ereignis. "Ich kann Ihnen nur sagen, dass es eine Ehre und ein Privileg für mich war, Sie all die Jahre lang unterhalten zu dürfen. Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gute Nacht", sagt er.
Viele Entertainer haben in Deutschland versucht, den König der Late-Night-Show zu kopieren, doch nur wenige hatten sein Format.
Von Johnny Carson, der am 23. Januar 2005 gestorben ist, stammt der Satz: "Late-Night ist eine Show über den Mann hinter dem Schreibtisch." Oder wie Harald Schmidt es ausdrückt: "Wenn der Moderator nicht selber einen hohen Unterhaltungswert hat, dann wird es natürlich schwierig, eine größere Zahl von Zuschauern zu binden."
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