Entweder er wird ein ganz Großer oder ein totaler Versager. Davon ist John Huston schon früh überzeugt. Er hat Glück und wird ein erfolgreicher Hollywood-Regisseur und Oscar-Preisträger. Doch genauso gut hätte er trotz seiner vielen Talente in der Gosse landen können: Mit 25 Jahren schläft Huston am Ufer der Themse und führt das Leben eines Außenseiters.
Wahrscheinlich faszinieren ihn deshalb zeitlebens die Verlierer mehr als die Gewinner. "Man hat gesagt, dass ich meine Helden am Schluss gern scheitern lasse. Ich glaube, das ist wahr", sagt Huston später einmal. So lässt er gleich in seinem ersten Film als Regisseur den Hauptdarsteller die Frau, die er liebt, an die Polizei übergeben.
Begründer des "Film Noir"
Ein Novum in Hollywood, wo bislang die Helden siegen und Liebesgeschichten immer glücklich enden. Trotzdem wird "Die Spur des Falken" 1941 ein voller Erfolg und für drei Oscars nominiert. Hustons Erstlingswerk gilt als der Schlüsselfilm der "Schwarzen Serie" oder des "Film Noir": düstere Krimis aus einer finsteren Welt voller Korruption und Verbrechen.
Geboren wird John Huston 1906 in Nevada als Sohn eines Schauspielers und einer Sportreporterin. Die Eltern lassen sich scheiden, und seine Mutter nimmt ihn mit nach Los Angeles. Von der Schule gelangweilt widmet sich der Junge dem Boxen und wird einer der besten Amateure im Leichtgewicht in Kalifornien. Sein Kampftalent bringt dem großen schlaksigen Mann aber kein Geld zum Leben.
Drehbuchautor und Schauspieler
Also schreibt er Drehbücher, studiert Schauspiel, heuert bei der mexikanischen Armee an und arbeitet als Journalist. Als Huston wegen seiner schlecht recherchierten Geschichten auffällt, geht er nach Europa und widmet sich der Malerei. Die brotlose Kunst finanziert weder seinen Alkoholdurst noch seine Spielleidenschaft. So kehrt er zurück in die USA, wo er notgedrungen bei Warner Brothers als Autor anheuert.
Huston ist von seinen Drehbüchern überzeugt und wird immer wieder enttäuscht. "Was dann auf die Leinwand kam, war ein schlechter Film", beschreibt Huston seinen damaligen Frust. Schließlich lässt man ihn mit 35 Jahren selbst Regie führen. "Die Spur des Falken" mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle wird 1941 sofort ein überraschender Erfolg.
Besser einen Film drehen, als Banken überfallen
Auch in "Der Schatz der Sierra Madre" (1948) spielt Bogart wieder die Hauptrolle. Der Film beschert Huston je einen Oscar für das beste Drehbuch und die beste Regie, sein Vater erhält die Auszeichnung als bester Nebendarsteller. "Die Gangster in Key Largo" (1948) und "African Queen" (1951) machen ihn endgültig zu einem der besten Regisseure Hollywoods.
Nach "Moby Dick" (1956) und "Misfits" (1961) wird es stiller um ihn. Huston dreht banale Auftragsproduktionen. "Ich sagte mir, dass es wahrscheinlich besser ist, einen Film zu drehen, als eine Bank zu überfallen", so Huston.
Tod nach "The Dead"
Seinen letzten Film "The Dead" inszeniert Huston vom Rollstuhl aus mit Sauerstoffröhren in der Nase. Drei Schachteln Zigaretten pro Tag haben Spuren hinterlassen. Er stirbt am 28. August 1987 in Middletown eine Woche bevor "The Dead" uraufgeführt wird.
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Stichtag am 29.08.2017: Vor 45 Jahren: Todestag von Lale Andersen