Ob Profikillerin oder Hitchcocks Ehefrau, coole Kommissarin oder reifes Nacktmodell: Helen Mirren hat viel mehr im Repertoire als die Rolle der Queen, obwohl sie drei englische Königinnen aus drei Jahrhunderten verkörpert hat.
Nur eins hat die blonde Britin mit dem souveränen Sexappeal nie sein wollen: schmückendes Beiwerk an der Seite des männlichen Helden. Am 26. Juli 2020 wird Helen Mirren 75 Jahre alt. Und noch immer stellt sie mit jeder neuen Rolle ihre Vielseitigkeit unter Beweis – auf der Bühne, im Fernsehen und im Kino.
Hamlet als Initialzündung
Oscar, Emmy, Tony - es gibt keine bedeutende Auszeichnung, mit der Helen Mirren noch nicht ausgezeichnet wurde. "Seit dem 22. Lebensjahr habe ich ununterbrochen gearbeitet. Da hat sich einiges angesammelt", stöhnt sie ironisch, als sie im Februar 2020 in Berlin auch noch den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk entgegennimmt.
Schon mit 14 sei sie dem Theater verfallen, erzählt die in London geborene Nachfahrin russischer Aristokraten: "Kannst du dir vorstellen, Hamlet zu sehen, ohne zu wissen, dass Hamlet sterben wird? Hamlet ist ein Thriller! Dieser Moment hat mein Leben verändert." Nur fünf Jahre später wird sie Mitglied der Royal Shakespeare Company.
Nach außen stark, innen zerrissen
Helen Mirren versteht sich als "Messdienerin in dieser Kirche des Theaters". Die Verfilmung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" lockt sie 1968 erstmals vor die Kamera, doch der Traditionsbühne bleibt sie bis heute treu.
Starke Frauen sind Mirrens Metier. "Aber alle großen Rollen", sagt sie, "haben mit Schwäche, innerer Zerrissenheit und Verletzlichkeit zu tun, selbst wenn die Figur nach außen stark wirkt." Das gilt auch für die Kommissarin Jane Tennison, die sie 15 Jahre lang in der TV-Serie "Heißer Verdacht" (Prime Suspect) spielt.
Oscar für "Die Queen"
2003 wird Helen Mirren von Königin Elizabeth II. in den persönlichen Adelsstand erhoben. Drei Jahre später verkörpert sie die Monarchin in "Die Queen" mit großer royaler Noblesse, fein abgestufter Mimik und kleinen Gesten – eine Meisterleistung, für die sie einen Oscar und einen Golden Globe erhält.
Rund 70 Kinofilme hat die Ehefrau von Hollywood-Regisseur Taylor Hackford bislang gedreht. Doch erst "Die Queen" und der Oscar hätten sie freier gemacht, gesteht sie. Sie frage sich nun nicht mehr, ob sie einer Rolle wirklich gewachsen sei. Ans Aufhören jedenfalls denkt Helen Mirren auch mit 75 noch nicht.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juli 2020 ebenfalls an Helen Mirrens Geburtstag. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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