Hedwig Courths-Mahler, 1932

18. Februar 1867 - Geburtstag von Hedwig Courths-Mahler

Stand: 18.02.2017, 00:00 Uhr

Mit 15 Jahren kommt Hedwig Courths-Mahler nach Leipzig zu einer gichtkranken alten Dame, um sie zu betreuen. Ihr Job besteht vor allem darin, viel vorzulesen. Die Arbeit macht sie nach eigener Aussage "mit der ganzen damaligen Literatur bekannt". Im Gespräch mit dem späteren Leiter der "Tagesschau"-Redaktion Hans Jesse wird sie sich 1949, mit 83 Jahren, als millionenschwere Autorin, an diese Zeit als prägend erinnern.

Mit 15 Jahren habe sie dann auch zu schreiben begonnen, sagt Courths-Mahler im Gespräch, und irgendwann auch ihre eigenen Novellen besagter Dame vorgelegt. "Warum ich die alle mit einem bösen Ende ausgehen ließ", habe die Dame sie gefragt. "Ich ließ nämlich alle sterben, die in meinen Romanen zu tun hatten. Das kam mir dann auch lächerlich vor und ich habe es gelassen - und daraus ist dann mein immerwährendes Happy End entstanden."

Jugend als Schundroman

Bevor es auch für Courths-Mahler zum Happy End kommt, gleicht ihr Leben eher einem düsteren Trivialroman. Geboren wird die spätere Bestsellerautorin am 18. Februar 1867 als uneheliches Kind einer Marketenderin und eines Saaleschiffers unter dem Namen Ernestine Friederike Elisabeth Mahler im ostdeutschen Nebra. Da ist ihr Vater schon gestorben, der Stiefvater lehnt das "Kind der Schande" ab. Früh verlässt sie die Schule, um zu arbeiten.

1889 heiratet Courths-Mahler den Dekorations- und Tapetenmaler Fritz Courths, mit dem sie zwei Kinder hat. Ihm folgt sie nach Berlin und muss schon bald die Familie ernähren, als ihr Mann arbeitslos wird. 1904 erscheint ihr erster Fortsetzungsroman "Licht und Schatten" im "Chemnitzer Tageblatt". Danach wird sie eine der produktivsten Autorinnen der Welt. Allein 1920 erscheinen 14 Romane, die auch im Ausland gelesen werden.

Erzieherisch wirken

In Berlin entwickelt sich Courths-Mahler zur Dame von Welt. Berühmtheiten wie Franz Lehar, Asta Nielsen, Curt Götz oder Emil Jannings gehen in ihrem Hause ein und aus. Mit ihren Kitschromanen über den Sieg der großen Liebe, mit denen sie durchaus auch "als Mutter auf die jungen Mädchen und Frauen erzieherisch wirken" will, schafft sie sich ein Millionenpublikum, aber auch viele Feinde. Vor allem der Linken sind die Bücher ein Dorn im Auge. Gaukeln sie doch der vorwiegend armen Leserschaft eine heile Welt vor, die es aus sozialistischer Warte in der Wirklichkeit durch die Revolution erst zu schaffen gilt.

Die Nationalsozialisten hingegen wollen sich mit der erfolgreichen Autorin schmücken. Tatsächlich wird Courths-Mahler förderndes Mitglied der SS, weigert sich aber beharrlich, ihre Figuren der rassistischen Ideologie anzupassen und aus dem Baron einen Gauleiter oder aus dem Verbrecher einen Juden zu machen. Ab 1935 wird deshalb keines ihrer Werke mehr gedruckt; sechs Jahre später sind nur noch eine Handvoll Romane lieferbar.

1950 stirbt Courths-Mahler in ihrem Haus am Tegernsee. Sie hinterlässt 208 Romane, die in Millionenauflage verbreitet sind. Noch heute werden ihre Bücher gelesen.

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