Am Anfang gibt es Streit: Der frisch gewählte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) kündigt 1982 in seiner Regierungserklärung an, in der Bundeshauptstadt Bonn eine Sammlung zur deutschen Geschichte seit 1945 aufbauen zu wollen. Die Opposition wirft ihm vor, er wolle mit dem Museum das "regierungsamtliche Geschichtsbild" der konservativen "geistig-moralischen Wende" propagieren.
Der SPD-Kulturexperte Freimut Duve befürchtet, Kohl wolle sich "sein Denkmal" setzen. Die Debatte wird weiter angefacht, als Kohl auf einer Israel-Reise von der "Gnade der späten Geburt" redet.
Eine Million Objekte
Bei der Diskussion im Bundestag Anfang 1989 über das von der Bundesregierung eingebrachte Gesetz zur Errichtung einer "Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" erklärt Kohl, dass kein "zementiertes Bild" von Geschichte vermittelt werden solle.
Bereits 1986 hat ein Aufbaustab begonnen, eine zeithistorische Sammlung anzulegen. Aufgenommen werden Objekte, die Zeitgeschichte dokumentieren. Dazu gehören Filme, Zeitschriften, Maschinen, aber auch Möbel und Textilien. Heute umfasst die Sammlung rund eine Million Gegenstände.
Integrierter Lastenaufzug
Die Bauarbeiten für das Museumsgebäude beginnen im September 1989. In die Architektur integriert ist ein Lastenaufzug, der schwere Objekte vom Kellerdepot bis zur höchsten Ausstellungsebene hieven kann. Auch Werkstätten für Restauratoren, Maler, Schreiner und Schlosser werden eingerichtet.
Am 14. Juni 1994 eröffnet Kanzler Kohl das Haus der Geschichte. Die kostenlose Dauerausstellung mit rund 7.000 Exponaten ist chronologisch aufgebaut. Gleich zu Beginn konfrontieren ein US-Jeep und die Suchdienstkartei des Deutschen Roten Kreuzes die Besucher mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges.
Bis zur Gegenwart
Der Rundgang durch die Epochen führt bis in die Gegenwart - vorbei an einer Original-Eisdiele aus den 1950er Jahren, einem Wasserwerfer von 1968 und Stücken der Berliner Mauer. Das Grundprinzip: Geschichte verständlich darstellen, damit die Besucher an ihr eigenes Erleben anknüpfen können.
Da Geschichte weiter läuft und sich Sehgewohnheiten des Publikums ändern, wird die Ausstellung immer wieder überarbeitet. Nach 2001 und 2011 erfolgt 2017 die dritte Aktualisierung.
Dabei werden neue Objekte integriert - etwa der Ausweis eines Mitarbeiters der Deutschen Bank, der am Ground Zero geborgen wurde, und die Gebetskette von Enver Şimşek, dem ersten NSU-Mordopfer. Bislang haben über zwölf Millionen Gäste die Dauerausstellung besucht.
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