Sie kommt 1978 auf den bundesdeutschen Markt: eine Einkaufstasche aus grober Jute, etwas muffig riechend, mit dem Aufdruck "Jute statt Plastik". In Bangladesch handgenäht wird sie zum Symbol für fairen Handel und Konsumkritik.
Verkauft wird die Tasche vom Handelsunternehmen GEPA, das am 14. Mai 1975 in Wuppertal gegründet wurde. GEPA steht für "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt". Hauptgesellschafter sind die beiden christlichen Kirchen, ihre Jugendorganisationen und der Dachverband der deutschen Weltläden.
Gegen Ungerechtigkeit im Welthandel
Ziel ist es, die Lebensbedingungen von Kleinbauern und Kunsthandwerkern zu verbessern, die mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt benachteiligt sind. Die GEPA stützt sich auf eine Bewegung, die gegen Ungerechtigkeit im Welthandel und die offizielle Entwicklungspolitik protestiert.
Bereits 1970 sind in 70 Städten rund 30.000 Bundesbürger zu "Hungermärschen" auf die Straße gegangen. "Viele Ursachen für den Hunger sind nicht zu bewältigen mit irgendwelchen Spenden, sondern sie liegen in den Strukturen begründet", sagt Gerd Nikoleit, einst langjähriger GEPA-Mitarbeiter.
Politische Bildungsarbeit
In den Industrieländern des Nordens sind Bananen, Kaffee und Tee billige Massenware. Die wahren Kosten im globalen Süden bleiben unsichtbar: Kleinbauern verschulden sich, Arbeiterinnen schwitzen für Hungerlöhne, Kinder und Natur werden ausgebeutet.
Dagegen setzt die GEPA von Anfang an politische Bildungsarbeit. Das Unternehmen nennt sich "Fair Handelshaus" und vertreibt Produkte aus armen Ländern zu Preisen, die höher sind als auf dem Weltmarkt üblich.
Trotz Wachstum Randerscheinung
Die Hersteller wiederum investieren die Überschüsse in Projekte, die sich an sozialen und ökologischen Standards orientieren. Immer mehr Menschen in den reichen Ländern wissen und fördern das. Nach eigenen Angaben ist die GEPA Europas größtes faires Handelsunternehmen.
Auch gibt es inzwischen jenseits der Weltläden eine Fülle an Fair-Trade-Siegeln, weiteren Firmen und Absatzmärkten. Fair gehandelte Produkte gibt es mittlerweile auch in Kleidergeschäften, Kantinen, Bioläden, Supermärkten und Discountern. Doch gemessen am Handel insgesamt bleibt fairer Handel eine Randerscheinung.
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