Ledergeschürzt, mit geschulterter Axt und stählernem Blick unter dem typischen Képi blanc, so marschieren die Pioniere der Fremdenlegion alljährlich an Frankreichs Nationalfeiertag über die Pariser Champs Elysées. Den traditionell vollbärtigen Recken ("Ein Pionier hat keine Zeit zum rasieren") folgen die mit modernsten Waffen ausgerüsteten Regimenter der angeblich härtesten Armee der Welt.
Der Marsch der Légion étrangère wirkt martialisch. Im Gegensatz zu allen anderen Truppengattungen paradiert sie mit 88 statt mit 110 Schritten pro Minute an ihrem obersten Befehlshaber, dem Staatspräsidenten Frankreichs, vorbei. Es ist eine Referenz an ihre Vergangenheit, denn ursprünglich marschierten die Legionäre aus aller Herren Länder durch den kräftezehrenden Wüstensand Afrikas.
Deutsche stellen das größte Kontingent
Die Geschichte der Fremdenlegion beginnt, als sich nach der Julirevolution von 1830 gegen König Karl X. Revolutionäre aus ganz Europa in Paris tummeln. Der neue "Bürgerkönig" Louis-Philippe fürchtet sie als potentielle Unruhestifter. Weil Frankreich damals Soldaten für die Kolonisierung Algeriens braucht, löst Louis-Philippe beide Probleme auf einen Schlag. Am 10. März 1831 gründet er eine aus Ausländern bestehende Truppe, die, von französischen Offizieren kommandiert, nur außerhalb der Landesgrenzen zum Einsatz kommen darf. An Zulauf zur neuen Légion étrangère mangelt es nicht.
Viele Emigranten und auch Kriminelle lassen sich nur zu gern auf Zeit anwerben. Durch das gut dotierte Abenteuer im exotischen Afrika entgehen sie dem Hunger und politischer oder polizeilicher Verfolgung. Mit eisenhartem Drill werden sie auch bedingungslose Loyalität zu Frankreich eingeschworen. "Legio Patria Nostra – Die Legion ist unser Vaterland" lautet ihre Parole. Frankreich erhält so eine anfangs 6.000 Mann starke Berufsarmee, die erbarmungslos für Algeriens Unterwerfung und später als berüchtigte Elite-Truppe in den meisten Kolonialkriegen an vorderster Front kämpft.
Unter allen Nationen stellen Deutsche von Beginn an das stärkste Kontingent in der Legion. Zu den bekanntesten zählen der Schriftsteller Ernst Jünger und der Porzellan-Industrielle Philipp Rosenthal. Das führt zu Loyalitätsproblemen, wenn die Legion gegen Deutschland in den Krieg zieht, wie 1870/71 oder während der beiden Weltkriege. Deshalb müssen die Deutschen in diesen Zeiten Frankreichs Garnisonen in den fernen Kolonien hüten. Wer in die Fremdenlegion eintritt, der lässt seine Vergangenheit hinter sich.
Der Befehl ist heilig
Jeder Rekrut erhält eine neue Identität und nach mindestens fünfjähriger Dienstzeit - unter bestimmten Umständen - die französische Staatsbürgerschaft. Ein Ehrenkodex aus sieben Regeln, den jeder Legionär immer bei sich trägt, schweißt die Truppe auf Gedeih und Verderb zusammen. "Ein erteilter Befehl ist heilig", heißt es dort. "Du führst ihn aus, wenn nötig, unter Einsatz deines Lebens."
Nach dem Zweiten Weltkrieg gerät die Fremdenlegion immer stärker in den Ruf einer Verbrechertruppe. Zahlreiche Ex-Angehörige der Waffen-SS werden als erfahrene Frontkämpfer rekrutiert, um Aufstände in den Kolonien mit extremer Brutalität niederzuschlagen. Massaker, Vergewaltigungen und systematische Folter, vor allem in Indochina und im Algerienkrieg, sorgen für negative Schlagzeilen. Zeitweise erwägt Staatspräsident Charles de Gaulle sogar die Auflösung der Skandal-Armee. Schließlich werden die Regimenter der Légion étrangère gründlich nach Kriminellen durchkämmt, radikal verkleinert und durch massiv erhöhte Zugangsbedingungen professionalisiert. Die heute knapp 8.000 Legionäre aus 70 Ländern, zumeist ehemaligen Ostblockstaaten, dienen seither überwiegend im Rahmen von UN- oder Nato-Einsätzen.
Stand: 10.03.2016
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