Der amerikanische Präsident Harry S. Truman wünscht sich 1947 Spione. Sie sollen herausfinden, was der russische Diktator Josef Stalin plant und etwas Sabotage hinter dem Eisernen Vorhang betreiben. Am 21. Juli 1947 unterzeichnet Truman den nationalen Sicherheitsakt – es ist die Geburtsstunde der Central Intelligence Agency, des US-Auslandsgeheimdienstes CIA.
Doch die Sache wird schmutzig: Weltweit führt die CIA seitdem geheime Kriege voller Gewalt: bis in die neunziger Jahre gegen Sozialisten, linke Guerillas und gewählte linke Regierungen. Und heute gegen mutmaßliche islamistische Terroristen.
Folter zählt schon früh zu den Werkzeugen der Agenten: Mitte der 1970er-Jahre bringen Whistleblower ans Licht, dass Mord und Totschlag, Folter und die Unterstützung brutaler Diktatoren rund um den Globus zum Alltagsgeschäft der CIA gehören.
Gegen den Kommunismus im Westen
Doch zunächst beginnt 1947 das Kräftemessen mit Josef Stalin. "Im Zentrum stehen immer die Sowjets, der sowjetische Block", sagt Bernd Stöver, Historiker an der Universität Potsdam und Autor des aktuellen Fachbuchs "CIA – Geschichte, Organisation, Skandale".
Die CIA soll verhindern, dass sich der Kommunismus nach Westen ausbreitet, bis nach Italien womöglich. "Italien ist der Gründungsmythos der CIA", sagt Stöver. Denn in dem Land finden 1947 Parlamentswahlen statt. "Die CIA versuchte sehr erfolgreich, die Christdemokraten gegen die Kommunisten zu unterstützen, mit viel Geld, das im übrigen aus den beschlagnahmten Guthaben des Deutschen Reiches geschöpft wurde", sagt der Historiker.
Die CIA lässt Flugblätter verteilen und antikommunistische Propagandafilme zeigen. "Bis in den letzten Winkel Italiens sind Lastwagen mit Filmmaterial gefahren", sagt Stöver. Die Christdemokraten werden tatsächlich stärkste Partei und bleiben es über Jahrzehnte.
CIA ist beteiligt an Putschen in der ganzen Welt
Die Operationen der CIA gehen weit über Europa hinaus. In Teheran stürzt die Agency 1953 die moskaufreundliche Regierung unter Premier Mohammad Mossadegh. Dwight D. Eisenhower gibt 1960 persönlich die Order, den Sozialisten Patrice Lumumba im Kongo zu töten. Dank der Unterstützung durch die CIA gelangt Mobutu Sese Seko an die Macht. Er wird 30 Jahre lang herrschen, als einer der weltweit brutalsten und korruptesten Diktatoren. Die CIA ist weiterhin beteiligt an Putschen, Umstürzen und Gegenrevolutionen in Indonesien, Chile und Nicaragua.
Waterboarding, Schlafentzug und Eiswasser
In den Neunziger Jahren zerbricht das Sowjetreich. "Mit dem Ende des Kalten Krieges fällt die CIA in ein tiefes Loch. Da kommt der islamistische Terrorismus gerade recht – das ist der neue Gegner", sagt Bernd Stöver. Die Methoden bleiben die alten, vor allem zwischen 2002 und 2008, in den Jahren nach dem elften September 2001: Waterboarding, Schlafentzug bis zu 180 Stunden und Übergießen mit Eiswasser.
Zwar verbietet Barack Obama die von George W. Bush genehmigten verschärften Befragungen. An geheimen Orten wird jedoch weiter gefoltert. Es sei kein Zufall, dass die geheimen Gefängnisse, die Black Sites, in Ländern eingerichtet werden, wo Menschenrechtsverletzungen kaum geahndet werden, sagt Stöver. "Beispielsweise in Syrien, Thailand, auf Schiffen oder in internationalen Gewässern."
John Brennan, CIA-Direktor unter Barack Obama, sagt 2014 dazu: "Das ist sicher bedauerlich, aber wir sind keine perfekte Institution. Bei uns arbeiten Menschen, und Menschen sind nun mal fehlerhaft."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juli 2017 ebenfalls an die CIA. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 27.07.2017: Vor 25 Jahren: Hoesch-Hauptversammlung stimmt Fusion mit Krupp zu