23. April 2013 - Indien: Gesetz gegen sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz

Stand: 23.04.2018, 00:00 Uhr

Eine junge Studentin wird im Dezember 2012 in Neu-Dehli grausam vergewaltigt, von mehreren Männern in einem fahrenden Bus. Am Ende foltern die Täter sie mit einer Eisenstange, einige Tage später stirbt sie.

"Dieses Ereignis ist kein Ausnahmezustand, das findet mehr oder weniger täglich irgendwo auf dem Subkontinent statt. Aber es markiert für Indien den Beginn einer Protestbewegung", sagt Katharina Kakar, Religionswissenschaftlerin und Buchautorin aus dem indischen Goa.

Gesetz gegen sex. Belästigung in Indien (am 23.04.2013) WDR 2 Stichtag 23.04.2018 04:13 Min. Verfügbar bis 20.04.2028 WDR 2

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10.000 unbearbeitete Vergewaltigungsfälle

In der indischen Gesellschaft sind Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen weit verbreitet: von der Abtreibung weiblicher Föten bis zu Gruppenvergewaltigungen und Mitgiftmorden.

Die Tat vom Dezember 2012 mobilisiert viele Menschen über Klassen- und Kastengrenzen hinweg. Demonstranten fordern, dass 10.000 nicht bearbeitete Vergewaltigungsfälle endlich verhandelt werden.

Unternehmen müssen Ausschuss für Beschwerden einrichten

Tatsächlich werden Gesetze verschärft und neue eingeführt - so etwa das "Gesetz gegen sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz" vom 23. April 2013. Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern sind nun verpflichtet, einen Ausschuss für Beschwerden einzurichten. Den Vorsitz und mindestens die Hälfte der Ausschussposten müssen Frauen innehaben – und sie können dem Management eines Unternehmens Strafen für Fehlverhalten empfehlen.

"Als Beschwerdeausschuss ist unsere erste und wichtigste Aufgabe, der Frau zu versichern, dass sie das Richtige getan hat. Denn durch ihre Beschwerde fühlen sich möglicherweise weitere Frauen dazu ermutigt, über ähnliche Dinge zu berichten", sagt Sharmila Kher, Frauenrechtlerin aus Mumbai.

Immer mehr Frauen melden Vorfälle

Eine Analyse des indischen Wirtschaftsblatts "Mint" zeigt, dass sich immer mehr Frauen trauen, Vorfälle zu melden. So wurden 2017 in 52 der 100 größten Unternehmen Indiens 445 Fälle von sexueller Belästigung gemeldet, die meisten bei IT-Firmen und Banken.

"Gesetze wie dieses sind gute Grundlagen, um Veränderungen zu bewirken. Aber um strukturell etwas in den Köpfen zu verändern, sind öffentliche Debatten notwendig: in den Medien, aber auch zu Hause am Mittagstisch", sagt die Religionswissenschaftlerin Katharina Kakar.

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