Menschen, die mit steifem Nacken auf ihr Handy starren oder sich vor Schmerzen nicht mehr bücken können – für all jene hat der israelische Judolehrer Moshé Feldenkrais die Bewegungsmethode entwickelt, die seinen Namen trägt. Mangelnde Beweglichkeit und Schmerzen seien Folge schlechter Gewohnheiten und Zwänge, davon ist er überzeugt.
Spüren, wie man etwas tut, ist die Intention jeder seiner Lektionen - ob in der Gruppe oder allein. "Nur wenn wir wahrnehmen, was wir wirklich tun, können wir etwas verändern", schreibt Moshé Feldenkrais in einem seiner vielen Bücher.
Dirk Schraven, heute selbst Feldenkrais-Bewegungslehrer, gelang es mit der Methode, die Folgen eines schweren Motorradunfalls zu überwinden: "Allein die Aufmerksamkeit führt zu einer Veränderung. Die Muskeln fangen an, anders zu arbeiten. Das Ergebnis ist häufig, dass wir uns beweglicher fühlen."
Nachts prügelt sich Feldenkrais mit Arabern
Geboren wird Moshé Feldenkrais am 6. Mai 1904 in eine jüdische Familie in der Ukraine. Mit 14 Jahren wandert er allein nach Palästina aus. Tagsüber arbeitet er auf dem Bau, nachts prügelt sich der Zionist mit Arabern.
Um sich zu verteidigen, lernt er Judo und Jiu-Jitsu und entwickelt die Kampftechniken weiter. Eine Knieverletzung aus Jugendtagen zwingt ihn, seine eigenen Bewegungsmuster zu studieren. Feldenkrais erkennt, was Hirnforscher heute beweisen können: Körper und Geist bilden eine untrennbare Einheit. Und die ist lernfähig.
Feldenkrais will schlechte Haltungsmuster ändern
"Körperliche und geistige Erscheinungen sind die zwei Seiten ein und derselben Münze. Die Münze ist in unserer Weltanschauung das Nervensystem. In unserer Methode probieren wir, das Nervensystem durch die Muskeln zu beeinflussen", erklärt Feldenkrais.
Er entwickelt tausende Bewegungsvariationen, die dem Nervensystem neue Impulse geben und alte Haltungsmuster ändern sollen. Seine Methode nennt er "Bewusstheit durch Bewegung".
Kurse auf der ganzen Welt
Moshé Feldenkrais gibt Kurse auf der ganzen Welt, oft für große Gruppen. Zu seinen prominenten Anhängern gehören Israels Staatsgründer David Ben-Gurion, der Geiger Yehudin Menuhin und der Pantomime Marcel Marceau.
Am 1. Juli 1984 stirbt Feldenkrais nach mehreren Schlaganfällen im Alter von 80 Jahren. Sein Vermächtnis ist eindeutig: "Sich selbst zu erkennen, scheint mir das Wichtigste, was ein Mensch für sich tun kann."
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Mai 2019 ebenfalls an Moshe Feldenkrais. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 07.05.2019: Vor 100 Jahren: Geburtstag von Eva "Evita" Peron