Obwohl er auf Fotos einen anderen Eindruck zu erwecken versucht – selbst gezeichnet hat Rolf Kauka die berühmten Comic-Figuren Fix und Foxi nie. Er entwickelte die Konzepte, während Bilder und Texte meist von freien Mitarbeitern stammten.
Trotzdem sind die beiden Füchse eng mit seinem Namen verbunden: In ihren besten Zeiten waren sie in Deutschland eine ernstzunehmende Konkurrenz für Micky Maus, Goofy und die anderen Entenhausener.
Der deutsche Walt Disney?
Der Fix- und-Foxi-Erfinder Rolf Kauka, geboren am 9. April 1917 in Sachsen, war von sich und seinen Comic-Figuren überzeugt.
"Kauka hat sich als den deutschen Walt Disney stilisiert und verbreiten lassen, dass er auch so bezeichnet wird", sagt Comic-Experte Bernd Dolle-Weinkauf vom Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt. Und bei dem Zeichentrickfilmproduzenten Walt Disney aus den USA hat sich Kauka einiges abgeschaut.
Wie Entenhausen - nur eindimensionaler
1947 gründet er in München den Kauka-Verlag, um mit "deutschen Comics für deutsche Kinder" – wie er es nennt – gegen die amerikanische Konkurrenz anzutreten. In seinen "Till Eulenspiegel"-Heften tauchen die Fuchszwillinge 1953 zum ersten Mal auf, als Ableger der Fabel-Figur Reineke Fuchs.
Um die kleinen Füchse herum entsteht ein Universum, das wie eine Neuauflage der Disney-Welt wirkt: Aus Entenhausen wird Fuxholzen, Daniel Düsentrieb mutiert zu Professor Knox und der zunächst bösartige Lupo verwandelt sich in eine Art Goofy in Latzhosen.
"Die Welt ist ganz ähnlich aufgebaut. Nur seine Typen sind viel flacher und eindimensionaler als die Disney-Figuren", erklärt Bernd Dolle-Weinkauf.
Kauka regiert wie ein Despot
Trotzdem sind die Fix und Foxi-Hefte beliebt, ja werden sogar zum größten Comic-Erfolg Deutschlands. 750 Millionen Hefte werden verkauft – zeitweise mit einer wöchentlichen Auflage von über 400.000 Stück. Ihr Erfinder Rolf Kauka zieht bald mit Studio und Familie in ein Schlösschen in den vornehmen Münchener Vorstadtort Grünwald.
Dort regiert Kauka wie ein Despot. Sein langjähriger Mitarbeiter Peter Wiechmann erinnert sich: "Er war in einem Atemzug nobel oder kleinkariert. Stimmungsumschwünge waren an der Tagesordnung. Es war immer ein Wechselbad der Gefühle, mit ihm zusammen zu arbeiten."
Aus Asterix und Obelix werden Siggi und Babarras
Kauka veröffentlicht in seinen Zeitschriften auch belgische und französische Comics wie Tim und Struppi (Tintin), die Schlümpfe (Les Schtroumpfs) oder Lucky Luke. "Das ist einer der Punkte, an dem Kauka wirklich Pionierarbeit geleistet hat", sagt Bernd Dolle-Weinkauf. Die recht freien Übersetzungen werden immer wieder kritisiert, waren aber damals in fast allen Verlagen üblich.
Deswegen verliert Kauka zum Beispiel die Rechte für die Asterix-Reihe. Aus den Galliern Asterix und Obelix hatte er die deutschen Krieger Siggi und Babarras gemacht – die auch noch antisemitische und antikommunistische Anspielungen machen. "Das hat insbesondere den Asterix-Autoren René Goscinny aufgeregt, der selbst jüdischer Herkunft war", sagt Dolle-Weinkauf.
Kauka behält Mitspracherecht
In den 1970er-Jahren verkauft Rolf Kauka sein Comic-Imperium und zieht mit seiner vierten Frau auf eine riesige Plantage in Georgia. Ein Mitspracherecht behält er allerdings – und nutzt dieses viele Jahre später als die Fix und Foxi-Hefte 1994 zu einer Art Kinder-Bravo aufpoliert werden sollen.
Rolf Kauka kümmert sich wieder selbst um die Vermarktung seiner Füchse, bis er im Jahr 2000 im Alter von 83 Jahren stirbt.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. April 2017 ebenfalls an Rolf Kauka. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 10.04.2017: Vor 85 Jahren: Geburtstag von Omar Sharif