Bekannt wird Gamal Abdel Nasser während des ersten arabisch-israelischen Krieges 1948/49. Der am 15. Januar 1918 in Alexandria geborene Sohn eines Postangestellten kämpft in der ägyptischen Armee. Seine Einheit wird auf dem Sinai von israelischen Truppen eingeschlossen und harrt ohne Unterstützung der Armeeführung aus. Nasser kehrt als Held nach Kairo zurück.
Dort gründet er 1949 das "Komitee der Freien Offiziere". Ihr Ziel ist die Erneuerung Ägyptens, Korruptionsbekämpfung und die Befreiung vom Kolonialismus. 1952 stürzen sie König Faruk - für sie ein Symbol für alles Übel im Land. Offiziell übernimmt General Muhammed Nagib die Führung, doch bald zieht Nasser die Fäden.
Umbau der Gesellschaft
Als Nasser die Muslimbruderschaft verbietet, macht er sich Feinde. 1954 entgeht er nur knapp einem islamistischen Attentat. Nasser bezichtigt Nagib, vom Anschlagsplan gewusst zu haben. Nagib wird abgesetzt. Ende 1954 löst Nasser ihn als Staatspräsidenten ab. Der Umbau der Gesellschaft nach dem Vorbild des europäischen Sozialismus beginnt.
1956 verstaatlicht Nasser den Suezkanal, der von einer britisch-französischen Aktiengesellschaft betrieben wurde. Die folgende bewaffnete Auseinandersetzung mit Frankreich, Großbritannien und Israel gewinnt Nasser zwar nicht, aber er wird in der arabischen Welt bejubelt.
Rolle als panarabischer Anführer
"Nasser war erfüllt von der Idee, dass Ägypten der Mittelpunkt der arabischen Welt sei", sagt Gudrun Krämer, Professorin für Islamwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Er habe die Rolle des Oberhauptes einer panarabischen Nation beansprucht. Nasser selbst erklärt: "Der arabische Nationalismus ist die Hoffnung aller Araber."
1964 eröffnet Nasser den ersten Bauabschnitt des Assuan-Staudamms - der aber nur mit sowjetischer Unterstützung errichtet werden kann. Als der Westen Ägypten Militärhilfe versagt, rüstet Nasser mit sowjetischen Panzern und Kampfbombern auf.
Niederlage im Sechs-Tage-Krieg
Als Nasser, der Israels staatliche Existenz ablehnt, den Ausgang des Roten Meeres für israelische Schiffe sperrt, überraschen die Israelis 1967 die arabischen Armeen mit einem Präventivschlag. Nach nur sechs Tagen ist die ägyptische Armee besiegt - für Nasser eine Demütigung.
Der Präsident will zurücktreten. Er wird aber von tausenden Demonstranten und dem Parlament gedrängt, im Amt zu bleiben. Am 28. September 1970 stirbt Nasser mit 52 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt. Den Trauerzug durch die Straßen Kairos begleiten Millionen Menschen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Januar 2018 ebenfalls an Gamal Abdel Nasser. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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