Für Berni Klodt, den 1996 verstorbenen Ur-Schalker und Weltmeister-Stürmer von 1954, steht zeitlebens fest: "Für mich war Fritz Szepan der Fußballer, der den Ruhm von Schalke 04 begründete." Szepans Mannschaftskollege Ernst Kuzorra ergänzt: "Wie Fritz und ich dazwischen kamen, da ging es rapide aufwärts."
Noch heute zählt Fritz Szepan zu den bedeutendsten Spielern, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat. Mit dem 1907 in Gelsenkirchen geborenen Arbeitersohn beginnt der Aufstieg des FC Schalke 04 zum erfolgreichsten deutschen Klub der Vorkriegszeit. "Seine Füße konnten den Ball besser fassen, ja fast zärtlicher streicheln als manch anderer mit seinen Händen", urteilt die Zeitschrift "Kicker".
Erfinder des "Schalker Kreisels"
Sein späterer Schwager Ernst Kuzorra lotst den gelernten Klempner 1925 in den Schalker A-Kader. Szepan ist zwar nicht der Schnellste und gilt als "lahme Krücke". Doch der 18-Jährige erweist sich als exzellenter Taktiker mit meisterhafter Ballbeherrschung.
Gemeinsam mit dem schussgewaltigen Kuzorra perfektioniert Szepan ein Spielsystem, das als "Schalker Kreisel" Fußball-Historie schreibt. Mit flüssigen Kombinationen, ständigen Positionswechseln und raffinierten Kurzpässen spielen die Königsblauen die Gegner schwindlig.
Innerhalb von zehn Jahren steht Szepan mit Schalke neun Mal im Endspiel um die deutsche Meisterschaft, sechs Mal gehen die "Knappen" als Sieger vom Platz. In der Nationalmannschaft steigt Szepan zum Kapitän auf und nimmt an zwei Weltmeisterschaften teil.
Braune Flecken auf der Vita
Nach 324 Ligaspielen, in denen er 234 Tore erzielt, beendet Fritz Szepan 1949 seine Karriere. In den nächsten fünf Jahren trainiert er die Schalker; dann wechselt er zum Rivalen Rot-Weiss Essen und führt ihn zum Meistertitel. Von 1964 bis 1967 amtiert er als Präsident von Schalke 04.
Im Privatleben betreibt Fritz Szepan ein Textilgeschäft in Schalke. Nach langer Krankheit stirbt er am 14. Dezember 1974 an den Folgen einer Nierenoperation. Später wird öffentlich bekannt, dass Szepan 1938 im Zuge der "Arisierung" jüdischen Besitzes ein Kaufhaus in Gelsenkirchen erworben hat. Außerdem soll Szepan Wahlaufrufe für die Nazis unterzeichnet haben. 2002 verzichtet die Stadt deshalb darauf, eine Straße nach ihm zu benennen.
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