"Mein Lebenswerk ist ein für alle Mal der ewige Kampf gegen Vorrechte, gegen Schwindel und Unrecht." Das sagt Fritz Anneke nicht nur, er lebt es auch. Geboren wird der Sohn eines Oberbergamtssekretärs am 3. Januar 1818 in Dortmund. Er besucht eine Kadettenschule und wird als 23-Jähriger in Wesel zum preußischen Artillerie-Leutnant befördert.
Doch Anneke hadert mit den Ansichten der meisten Offiziere. Er steht in Kontakt mit Demokraten und schreibt für die "Rheinische Zeitung", für die auch Karl Marx tätig ist. Als er nach Minden versetzt wird, besucht er auch da einen demokratischen Lesezirkel.
Freiheiten als Bedrohung
1846 wird Anneke aus der Armee entlassen. Seine Ansichten scheinen bedrohlich, im Entlassungsurteil heißt es: "Durch seinen entschieden festen Charakter, seine gründliche wissenschaftliche Bildung, seine gute moralische Führung ist gerade der Leutnant Anneke ganz besonders dazu geeignet, bei jüngeren Offizieren seinen Ideen Eingang zu verschaffen."
Seine Forderungen lauten: allgemeines Wahlrecht, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Bildung und Erziehung aller Kinder auf öffentliche Kosten.
Revolutionäres Paar
Im Demokratischen Verein in Münster trifft Anneke Mathilde Franziska von Tabouillot. Die Geschiedene wird von der Regierung in Arnsberg als "Apostelin des Kommunismus" bezeichnet. 1847 heiraten die beiden. Ihre Wohnung in Köln wird zum Treffpunkt von Demokraten.
Im Februar 1848 bricht in Paris die Revolution aus. Kurz darauf ziehen rund 5.000 Demonstranten zum Kölner Rathaus. Zu den Rednern gehört Fritz Anneke. Der Mitbegründer des Kölner Arbeitervereins nimmt im Juni auch am Frankfurter Demokratenkongress teil.
Exil in den USA
Im Juli 1848 wird Fritz Anneke verhaftet, Ende des Jahres aber freigesprochen. Er schließt sich einem Revolutionsheer in Baden an. Seine Frau folgt ihm an die Front. Doch die Truppen aus Preußen und Württemberg sind überlegen. Das Ehepaar flieht über die Schweiz in die USA.
Die Familie wächst, bis 1859 drei Kinder an Pocken sterben. Das Paar entfremdet sich. Er kämpft im Amerikanischen Bürgerkrieg für die Sklavenbefreiung, wird aber aus der Armee der Nordstaaten entlassen. Anneke verbittert immer mehr.
Vereinsamt und verarmt
In seinem letzten Lebensjahrzehnt lebt das Ehepaar getrennt. Mathilde Franziska wird eine Vorkämpferin der amerikanischen Frauenbewegung. Fritz dagegen vereinsamt und verarmt. Er stirbt Anfang Dezember 1872 in Chicago mit 54 Jahren bei einem Sturz in der Dunkelheit in eine Baugrube.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Januar 2018 ebenfalls an Fritz Anneke. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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