Was braucht ein guter Schriftsteller? Für Frank McCourt ist die Antwort klar: "Eine unglückliche Kindheit". Seine ist geprägt von Armut, Hunger, einem arbeitslosen, saufenden Vater und scheinheiligen katholischen Priestern. Drei seiner Geschwister sterben, er selbst muss mit elf Jahren als Hauptverdiener der Familie Brot und Milch stehlen.
Die Erfahrungen verarbeitet er erst 1996 in dem autobiographischen Roman "Die Asche meiner Mutter": Der Roman eines Mannes, der mit 14 Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen hat, wird ein Bestseller. Die eindringliche Geschichte, die jedoch in einem heiteren, kindlichen Tonfall vorgetragen ist, findet auch bei Literaturkritikern Zuspruch.
Schlachthof und Kanarienvögel
Geboren wird McCourt am 19. August 1930 als erstes von sieben Kindern in New York. Nach dem Tod einer jüngeren Schwester zieht die Familie nach Irland, woher Mutter und Vater ursprünglich stammen. Mit 19 Jahren hat er genug Geld zusammen, um an Bord der "Irish Oak" nach New York zurückzukehren: mit entzündeten Augen, fauligen Zähnen und 40 Dollar in der Tasche. Er arbeitet als Putzkraft, als Arbeiter auf Schlachthöfen und hütet 60 Kanarienvögel in einem Hotel.
Während des Korea-Kriegs ist McCourt zwei Jahre in Bayern stationiert. Die Wende in seinem Leben, denn dank der "GI-Bill" kann er anschließend ohne Schulabschluss ein Studium aufnehmen. Er studiert englische Literaturwissenschaft und unterrichtet 30 Jahre lang als Englischlehrer an verschiedenen staatlichen Schulen in New York. Nach seiner letzten Schulstunde ruft ihm ein Schüler hinterher, er solle doch ein Buch schreiben.
Pulitzer-Preis im Rentenalter
Mit "Die Asche meiner Mutter" will McCourt nach eigener Aussage "den Gestank der Armut zeigen" und "den Leuten und den Kindern die Würde geben, die sie hatten". Weltweit verkaufen sich sechs Millionen Exemplare, McCourt erhält den Pulitzer-Preis, die höchste literarische Ehrung der USA. Der Roman wird in 30 Sprachen übersetzt und auch verfilmt.
Danach erscheinen "Ein rundherum tolles Land" (1999) und "Tag und Nacht und auch im Sommer" (2005). Obwohl sich beide Romane sehr gut verkaufen, können die Erinnerungsbücher literarisch nicht an "Die Asche meiner Mutter" anschließen. Frank McCourt stirbt 2009 im Alter von 78 Jahren an Krebs.
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