Seit dem Bau des Overseas Highway 1923 auf den Florida Keys gilt Key West als südlichster Punkt des US-amerikanischen Festlands. Im Jahr 1513, als der Spanier Juan Ponce de León Florida entdeckt, markiert die Halbinsel im Golf von Mexiko noch den nördlichsten Punkt der damaligen westlichen Hemisphäre. Der Eroberer tauft den Flecken Erde, den er für eine Insel hält, auf den Namen "Las Floridas".
Schätze findet der Spanier in der von Sümpfen durchzogenen Dschungelwildnis nicht. Dass die zahllosen beutegierigen Alligatoren dort dennoch nicht, wie von ihm vermutet, die einzigen Bewohner sind, muss Ponce de León feststellen, als er 1521 zurückkehrt, um Florida für Spanien in Besitz zu nehmen. Beim Angriff einheimischer Krieger wird er von einem Giftpfeil getroffen, was ihn kurz darauf das Leben kostet. In den nächsten Jahrhunderten gründen die Spanier einige Forts, zeigen aber kaum Interesse an einer Besiedlung der unwirtlichen Kolonie. Die indigene Bevölkerung stirbt durch eingeschleppte Seuchen beinahe aus.
Spanien machtlos gegen US-Invasion
In den Fokus internationaler Politik gerät Florida, als Spaniens Macht in Lateinamerika durch Revolten und Unabhängigkeitsbewegungen schwindet. 1803 verkauft Kaiser Napoleon I. Frankreichs Kolonie Louisiana im Süden Nordamerikas für 15 Millionen US-Dollar (heute ca. 233 Mio. Dollar) an die Vereinigten Staaten. Der "Louisiana Purchase" verdoppelt auf einen Schlag das Territorium der USA und leitet die Eroberung der restlichen Indianergebiete sowie der noch von Spanien beherrschten Territorien östlich des Mississippi ein. Aus dem größten Landgeschäft der Geschichte leitet die US-Regierung in der Folge auch ihre Ansprüche auf Florida ab.
Das nahezu menschenleere Florida ist im Jahrhundert zuvor zum Zufluchtsort entlaufener Schwarzer aus den Sklavenhalter-Staaten sowie vertriebener Indianerstämme geworden. Das so entstandene Mischvolk haben die Spanier "cimarrón" genannt, was "wilde Menschen" oder "Flüchtlinge" bedeutet. Daraus bildet sich die Bezeichnung Seminolen. Im März 1818 zieht US-General Andrew Jackson gegen die Seminolen zu Felde, um Überfälle auf weiße Siedler in Georgia zu unterbinden. Die geschwächte Kolonialmacht Spanien kann der Invasion kaum noch etwas entgegensetzen, wie der Historiker Alexander Emmerich erklärt: "Napoleon hatte bei seinen Kriegen in Europa auch Spanien erobert und die Verwaltung Neuspaniens war nun in den Händen von Bonapartisten."
Seminolen müssen weißen Siedlern weichen
Während General Jackson die spanischen Forts in Florida einnimmt, nutzt Präsident James Monroe den Erfolg für eine expansive Außenpolitik. 1819 handelt sein Außenminister und Nachfolger John Quincy Adams mit seinem spanischen Amtskollegen Luis de Onís eine Vereinbarung aus, die die Grenze zwischen den beiden Staaten im Süden Nordamerikas neu regelt. Mit dem in Washington unterschriebenen Vertrag tritt Spanien seine Kolonie Florida an die USA ab. Zudem verzichtet die Regierung in Madrid auf alle Gebiete jenseits der Rocky Mountains, die nördlich von Kalifornien liegen.
Im Gegenzug zahlen die Vereinigten Staaten fünf Millionen Dollar für Forderungen von Siedlern gegenüber Spanien und lassen ihre Ansprüche auf Texas westlich des Sabine River fallen. Im Juli 1821 tritt der sogenannte Adams-Onis-Vertrag in Kraft und Jackson wird zum ersten US-Militärgouverneur in Florida ernannt. Die Seminolen müssen in Reservate umsiedeln. Mehrere Stämme kämpfen vehement gegen ihre Vertreibung, was 1835 zum zweiten Krieg der USA gegen die Seminolen führt. Nach der Deportation von fast 4.000 Menschen in nördliche Reservate wird Florida im März 1845 der 27. Bundesstaat der USA.
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