Den 1887 patentierten Viertakt-Motor von Nicolaus Otto nennt Felix Wankel abschätzig einen "Schüttelhuber". Deshalb tüftelt er jahrelang an seinem eigenen Triebwerk. Mit der Erfindung des Rotationskolbens leitet er 1954 eine neue Epoche in der Entwicklung der Verbrennungsmotoren ein.
Beim Otto-Motor bewegt sich ein Kolben in einem Zylinder auf und ab. Beim Wankel-Motor dreht sich der dreieckige Drehkolben im Kreis. Dadurch läuft ein Kreiskolben-Motor vibrationsfreier, ruhiger und leiser als ein Hubkolben-Motor.
Autodidakt weckt Interesse der Nazis
Geboren wird Felix Wankel am 13. August 1902 im badischen Lahr. Mit 15 Jahren verlässt der Sohn eines Forstbeamten die Schule, weil er in Mathematik schlecht ist. Er macht eine Lehre als Verlagskaufmann - und richtet sich 1924 eine Werkstatt ein. "Meine Hauptleidenschaft hat schon immer den Maschinen gegolten", sagt er später. In dieser Zeit denkt er erstmals über einen neuen Benzinmotor nach.
"Ansaugen, Verdichten, Entzünden und Auspuffen sollen in der bisherigen Form geschehen", beschreibt Wankel seine Forschung. "Nur die mechanische Gestaltung und Bewältigung der Gasbearbeitung mit voll umdrehenden Kolben statt mit umkehrenden ist meine Aufgabe." Er beginnt zu experimentieren. Obwohl er als Autodidakt keine Ausbildung als Ingenieur hat, sind die Nationalsozialisten an seinen Forschungen interessiert.
Als Mitläufer entnazifiert
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg werden in Lindau am Bodensee die Wankel-Versuchswerkstätten eingerichtet. Wankel treibt auch Projekte für die Waffen-SS und die Marine voran, ist an der Geheimwaffen-Entwicklung des "Dritten Reichs" beteiligt. Nach dem Krieg wird er bei der Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft.
1951 beginnt seine Zusammenarbeit mit dem Neckarsulmer Auto- und Motorradhersteller NSU. Drei Jahre später ersinnt Wankel die technische Umsetzung seiner Idee. Das erste Serienauto mit einem Kreiskolbenmotor ist der NSU-Wankel "Spider", der 1963 auf der Frankfurter Automobilmesse vorgestellt wird. Vier Jahre später folgt der bald legendäre "Ro 80", von dem bis 1977 gut 37.000 Exemplare gebaut werden.
Wankel-Motor etabliert sich nicht
Bis zum Frühjahr 1974 läuft es für Wankel gut. Er hat Einnahmen von rund 30 Lizenznehmern weltweit. Doch dann kommt die Wende: General Motors, Daimler und Citroën stoppen ihre Projekte, auch fast alle anderen Lizenznehmer beenden ihre Arbeiten am Wankelmotor. Ölkrise und technische Anfangsprobleme machen es den Autoherstellern schwer, in Produktionsstätten für den neuen Motor zu investieren.
Felix Wankel, der mit seiner Erfindung dennoch Millionen verdient hat, bleibt seinem Kreiskolben-Motor dennoch treu. Bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1988 in Heidelberg lässt er sich mit seinem "Ro 80" chauffieren - er selbst hat keinen Führerschein.
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