Blick in das Europaparlament in Brüssel.

19. März 1958 - Vorläufer des Europaparlaments konstituiert sich

Stand: 19.03.2018, 00:00 Uhr

"Wir müssen die europäische Familie beleben, vielleicht als die 'Vereinigten Staaten von Europa'", fordert der ehemalige britische Premier Winston Churchill kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. "Diese wichtige Arbeit müssen Frankreich und Deutschland gemeinsam anführen."

Frankreichs Außenminister Robert Schuman nimmt den Gedanken auf und schlägt eine Montanunion vor. Die französische und die deutsche Kohle- und Stahlproduktionen sollen einer gemeinsamen Aufsicht unterstellt werden: "In einer Organisation, die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offen steht."

Das Europaparlament konstituiert sich (am 19.03.1958)

WDR 2 Stichtag 19.03.2018 04:15 Min. Verfügbar bis 16.03.2028 WDR 2


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Wählerwille nicht eingeplant

Bundeskanzler Konrad Adenauer zieht mit. 1951 unterschreiben sechs Staaten - Frankreich, die Bundesrepublik, Belgien, Italien, Luxemburg und die Niederlande - den Vertrag zur Gründung der "Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl" (EGKS).

Mitbestimmung durch Wähler ist von französischer Seite ursprünglich nicht vorgesehen. "Es war damals die Bundesregierung, die gesagt hat: 'Wir möchten auch ein Europäisches Parlament haben' - weil man einen föderalen europäischen Staat vor Augen hatte", sagt der Düsseldorfer Europa-Historiker Guido Thiemeyer.

Zunächst Regierungsdelegierte

In den Römischen Verträgen von 1957 vereinbaren Frankreich, Deutschland, Italien und die Benelux-Staaten eine Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), eine Atomgemeinschaft (EAG) sowie eine Art Parlament: die "Europäische Beratende Versammlung".

"Aus dieser Beratenden Versammlung hat sich dann erst nach und nach ein Europäisches Parlament entwickelt", erklärt Historiker Thiemeyer. Am 19. März 1958 treffen sich 142 Abgeordnete zum ersten Mal, in Straßburg. Keiner ist von der Bevölkerung direkt gewählt, sondern von seiner Regierung nur delegiert - eben als Berater.

Direktwahl ab Ende der 1970er Jahre

Erst ab 1979 werden die Abgeordneten direkt gewählt. Sie dehnen ihre Befugnisse beharrlich aus. Mittlerweile reden sie auf fast allen Feldern der Politik mit. Das Europaparlament sucht die EU-Kommissare mit aus, wählt den Kommissionspräsidenten - und seinen eigenen ohnehin.

Das EU-Parlament habe sich zu einem gleichberechtigten Partner von EU-Kommission und den Staats- und Regierungschefs entwickelt, so Historiker Thiemeyer. "Die meisten europäischen Gesetze müssen durch das Europäische Parlament,"betont er die mittlerweile erreichte Bedeutung des Parlaments.

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