Zwei Eurocontrol-Fluglotsen für den Oberen Luftraum am 25.03.2009 in Maastricht

Stichtag

13. Dezember 1960 - "Eurocontrol" wird gegründet

Westeuropa erhöht am 13. Dezember 1960 die Sicherheit im Luftverkehr: In Brüssel unterzeichnen die Bundesrepublik, Frankreich, die drei Benelux-Länder und Großbritannien den "Eurocontrol"-Vertrag. Damit wird die Kontrolle im "Oberen Luftraum" geregelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Europas Flugnetz immer dichter. Lange besteht allerdings nur ein loser Zusammenhang zwischen den zivilen und militärischen Luftsicherheitskontrollen der verschiedenen Länder. Darum kommt es zu gefährlichen Zwischenfällen. Im Kölner Flugraum nähern sich am 2. Juli 1959 zum Beispiel amerikanische Düsenjäger einem Flugzeug der "British European Airways". An Bord befindet sich der gerade gewählte Bundespräsident Heinrich Lübke und der stellvertretende Bundestagspräsident Carlo Schmid.

Ähnliches widerfährt dem britischen Königspaar: Am 25. Oktober 1960 stoßen in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze zwei Jagdmaschinen der Bundesluftwaffe fast mit dem Flugzeug von Elisabeth II. zusammen, die sich auf dem Rückflug von einem Privatbesuch bei der dänischen Königsfamilie befindet.

Noch kein einheitlicher Luftraum

Um die Flugsicherheit zu erhöhen, müssen die Luftbewegungen besser koordiniert werden. Deshalb unterzeichnen am 13. Dezember 1960 die Bundesrepublik, Großbritannien, Frankreich und die drei Benelux-Staaten den "Eurocontrol"-Vertrag, der eine gemeinsame europäische Luftkontrolle ermöglichen soll. Weil das Abkommen zunächst von den Parlamenten der einzelnen Staaten ratifiziert werden muss, ist vorläufig eine "Eurocontrol"-Vorkommission in Paris tätig. Später wird Brüssel Hauptsitz der Organisation. Sie ist für den Oberen Luftraum ab 7,5 Kilometern zuständig, wo sich die längeren Flüge bewegen.

Inzwischen zählt "Eurocontrol" 41 Mitglieder. Ursprünglich sollte die komplette Flugsicherung gemeinsam durchgeführt werden. Doch noch gibt es keinen einheitlichen europäischen Luftraum. Keine Nation gibt gern Hoheitsrechte ab. So überwachen in Europa derzeit rund 50 verschiedene Kontrollstellen etwa 650 Sektoren. Diese Vielfalt hat aber auch Vorteile. "Wir haben in Deutschland vier Kontrollzentralen", sagt Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung. Wenn eine von ihnen ausfalle, könne zumindest ein Teil des Flugverkehrs von einer anderen Zentrale aus abgedeckt werden.

Streckengebühren eintreiben

Für jeden Flugabschnitt sind immer zwei Lotsen zuständig. Einer steht im Kontakt mit dem Piloten, der andere mit den Kollegen der angrenzenden Sektoren. Sobald eine Maschine den eigenen Abschnitt verlässt oder eine bestimmte Flughöhe erreicht, wechselt die Zuständigkeit. Dann muss der Pilot eine neue Funkfrequenz einstellen.

"Eurocontrol" hat mittlerweile andere wichtige Aufgaben übernommen. Die Organisation überprüft und managt beispielsweise sämtliche Flugpläne, die von Airlines oder auch Privatleuten zuvor dort angemeldet werden müssen. Außerdem dient die in Brüssel sitzende Einrichtung noch als Gebühreneinzugszentrale. "'Eurocontrol' erhebt die Streckengebühren", sagt Otterbein. Ein Flug, der durch verschiedene europäische Staaten führe, erhalte eine Rechnung. "'Eurocontrol' nimmt das Geld ein und verteilt es dann anteilig auf die Staaten, die durchflogen wurden." Die Folgekosten des Fluglärms und der Klimaschäden sind darin jedoch nicht enthalten. Auch eine Besteuerung des Flugbenzins findet bisher nicht statt.

Stand: 13.12.2015

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