Immer mehr Amerikaner haben in den 1930er-Jahren ein Auto - und suchen deshalb in den Städten immer länger nach einem Parkplatz. Den Journalisten Carlton Magee in Oklahoma City nerven vor allem Dauerparker, die viele Lücken den ganzen Tag in Beschlag nehmen.
Magee löst das Problem 1935 mit der Erfindung einer Stoppuhr für Dauerparker. Sein ovales "Park-O-Meter" steht auf einer Stange, hat einen Münzeinwurf und einen Drehknebel. Der befördert gleichzeitig die Münze in das Gehäuse und gibt in einem kleinen Sichtfenster eine Minutenanzeige frei. Ist die Parkzeit abgelaufen, schießt ein rotes Schildchen hervor.
Parken für einen Groschen
Nach Basel und Stockholm beschließt Duisburg als erste deutsche Stadt in Europa, Parkuhren in der Innenstadt aufzustellen. 400 D-Mark kostet jeder der 20 "Parkographen", die am 4. Januar 1954 in der Straße Am Buchenbaum ihren Dienst aufnehmen. Zehn Pfennig - ein Groschen - pro Stunde kostet von nun an das Parken.
Selbstverständlich, so beruhigt die Stadtverwaltung aufgebrachte Autobesitzer, sollen die Parkgebühren nicht das Stadtsäckel füllen, sondern mehr Parkraum für alle schaffen. Verkehrsdezernent Fritz Seydaack ist sogar überzeugt, "dass Autofahrer bald die größten Befürworter der Parkuhren sein werden."
Die aber denken eher zähneknirschend an Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen" oder weichen auf entlegenere Straßen ohne "Groschengräber" aus. Als am 8. Januar ein Fernsehteam des NWDR am Buchenbaum dreht, um den Zuschauern die Neuheit vorzuführen, passiert ein kleines Malheur: Die zufällig ausgewählte Testparkerin gibt zu viel Gas und nietet ihren Parkographen um. Das waren's nur noch 19.
Kostspielige Reparaturen
Aus dem Straßenbild verschwunden: Parkuhren
Doch die mechanische Wunderwaffe zur Parkraumbewirtschaftung ist nicht aufzuhalten. Rechtliche Einsprüche gegen die kommunale "Straßenräuberei" werden hinfällig, als die Parkuhr 1956 Eingang in die Straßenverkehrsordnung (STVO) findet. Bald stehen die "stählernen Politessen" in den meisten innerstädtischen Straßen Spalier.
Viele Parkuhren müssen im Laufe ihres Lebens einiges erdulden. Sie werden getreten, verklebt, mit Farbe übergossen und abgesägt - vor allem, als sich die Gebühren vom anfänglichen Groschen in die Höhe schrauben. Anfang der 80er-Jahre schlucken die meisten Uhren bereits Markstücke. Dennoch überschreiten die Kosten für Wartung und Reparaturen nicht selten die Einnahmen. Mit Einführung der Parkscheinautomaten in den 90er-Jahren verschwinden die meisten Parkuhren aus den Innenstädten.
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