1. April 1867 - Eröffnung Weltausstellung in Paris

Stand: 01.04.2017, 00:00 Uhr

Wie lässt sich die ganze Welt auf einem halben Quadratkilometer darstellen? Am 1. April 1867 zeigt Paris die Lösung: Zur Eröffnung der Weltausstellung reihen sich mitten in der Stadt russische Bauernhöfe, ungarische Wirtshäuser und orientalische Cafés aneinander. Nubische und äthiopische Tänzer bringen das Flair ferner Länder an die Seine.

"Neue Ära der Harmonie und des Fortschritts"

Doch die nach der Londoner "Great Exhibition" von 1851 vierte Weltausstellung will nicht nur Staaten und Völker originalgetreu zeigen, sondern auch einen Blick in die technische Zukunft werfen. "Die Ausstellung wird, ich hoffe es, eine neue Ära der Harmonie und des Fortschritts bezeichnen", sagt der französische Kaiser Napoleon III..

Das Herzstück der Ausstellung bildet eine riesige Ringhalle auf dem Marsfeld, dort wo 22 Jahre später der Eiffelturm stehen wird. In dem klar strukturierten Gebäude sind die Exponate erstmals nicht nur nach Ländern angeordnet, sondern ringförmig nach Themen wie Gartenbau, Möbeln, Hausgeräten und Industrieprodukten. Die einzelnen Nationen präsentieren sich in mehr oder weniger großen Tortenstücken innerhalb dieser Themenwelten.

Gliederung nach Nationen und Themen

Die Besucher können entweder internationale Rundtouren durch einen Schwerpunkt machen oder entlang nationaler Querschnitte mit verschiedenen Themen bummeln. Für Aufsehen sorgen die Kanone von Krupp, der Gasmotor, die Anilinfarben und ein Diorama vom kompletten Suezkanal. Großbritannien stellt einen hohen Leuchtturm auf, der jede Nacht den Himmel der noch spärlich beleuchteten Stadt erhellt.

Elf Millionen Menschen kommen nach Paris, die bis dahin größte Anzahl von Besuchern. "Es war dann faszinierend zu sehen, wie die Menschen doch etwas ganz anderes mit der Ausstellung machen, als das die Macher erhofft hatten", sagt der Kölner Historiker Volker Barth. Viele Besucher wollen sich vor allem amüsieren, den Konzerten am Abend lauschen und bei Gaslicht üppig dinieren.

Von ernsthaftem Unterricht in ein triviales Spiel

"Niemals vorher oder nachher war das Leben auf einer Ausstellung lustiger und behaglicher als damals im Jahre 1867 in Paris", berichtet Julius Lessing später. Kritiker befürchten, die Ausstellung könne sich von einem "ernsthaften Unterricht in ein triviales Spiel wandeln". Dennoch lassen sich Jules Verne und Hans Christian Andersen genauso von der Schau inspirieren wie die zahlreichen Politiker, Unternehmer und Herrscher, die an die Seine reisen. Die Weltausstellung 1867 wird auch ein wirtschaftlicher Erfolg, am Ende steht ein Gewinn von drei Millionen Francs in den Büchern.

Nur die Hoffnung des französischen Kaisers, dass die "Exposition Universelle" zugleich friedlichere Zeiten einläutet, erfüllt sich nicht. Drei Jahre später kehrten Krupps Kanonen mit scharfer Munition zurück und bombardierten die Stadt, die sich gerade noch im Glanz der Weltausstellung gesonnt und die moderne Technik gefeiert hat, in Trümmern.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"Stichtag am 02.04.2017: Vor 175 Jahren: Gründung der New Yorker Philharmoniker