Zwei ultraprominente Paare machen Superintendent Registrar Clair Williams 2005 zur gefragtesten Standesbeamtin Englands. Im April schließt sie den von Kronprinz Charles so lang ersehnten Ehebund mit seiner geliebten Camilla Parker Bowles. Am 21. Dezember dann fährt Popstar Sir Elton John mit seinem Freund David Furnish an der Guildhall von Windsor vor.
Seit zwölf Jahren leben die beiden zusammen; nun geben sie sich als erstes Celebrity-Paar vor Superintendent Williams das Ja-Wort. Eine nicht unwichtige Formalie unterscheidet allerdings die beiden Trauungen: Charles und Camilla werden zu rechtmäßigen Eheleuten. Elton und David dagegen können nur eine "civil partnership", eine eingetragene Partnerschaft eingehen - mit einigen rechtlichen Ungleichstellungen.
"Das Beste, was wir kriegen konnten"
Viele Schwule und Lesben auf der Insel bejubeln den Einstieg in die "Homo-Ehe", die das britische Zivilrecht vom 21. Dezember 2005 an ermöglicht. Andere wie die Professorinnen Sue Wilkinson und Celia Kitzinger sind alles andere als happy über dieses Eheglück in der Light-Version. Zwei Jahre zuvor hatten sie in Kanada geheiratet, wo sie als lesbisches Paar eine vollgültige Ehe schließen konnten. Nach englischem Recht gelten sie allerdings weiter als Singles - bis zum Dezember 2005. Ohne gefragt zu werden, verwandelt das neue Gesetz ihre Ehe automatisch in eine eingetragene Partnerschaft.
Wilkinson und Kitzinger sehen darin eine eindeutige Diskriminierung. Hätte ein heterosexuelles Paar in Kanada geheiratet, argumentieren sie, wäre die Ehe in England als gültig anerkannt worden. Die Professorinnen stehen zunächst ziemlich allein da mit ihrer Empörung. Die meisten Schwulen und Lesben sind glücklich über die eingetragene Partnerschaft, die sie sich hart erkämpft hatten. "Gesetzliche und steuerliche Ungerechtigkeiten wurden endlich beseitigt", sagt etwa Ben Cohen, Chef des Online-Portals PinkNews. "Eingetragene Lebenspartnerschaften waren zu dieser Zeit das Beste, was wir kriegen konnten."
Getrennt, aber nicht gleich
Im ersten Jahr lassen allein in England und Wales über 16.000 gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft eintragen. Auch schwule Celebrities folgen dem Beispiel von Elton John, so Boyzone-Sänger Stephen Gately oder der Schauspieler Alan Cummings. Ein wichtiges Signal, findet Ben Cohen, denn "diese Stars änderten die öffentliche Wahrnehmung nicht-heterosexueller Beziehungen." Ein Teil der Gay Community aber will mehr als eine "civil partnership". So beschließt das Professorinnen-Paar Wilkinson/Kitzinger 2006, sein Recht auf Ehe vor Gericht durchzusetzen.
"Separate is not equal" – "Getrennt ist nicht gleich", lautet ihre Parole. Aber so weit ist man im Vereinigten Königreich noch nicht; die Akademikerinnen verlieren ihr Verfahren. Erst 2014 führen England, Wales und später Schottland per Gesetz die gleichgeschlechtliche und – berechtigte Ehe ein. Sue Wilkinson und Celia Kitzinger, erst vom Staat entheiratet und dann ungefragt verpartnert, werden dadurch über Nacht, und wieder ungefragt, zu Ehefrauen. Elton John und David Furnish sind inzwischen Väter zweier Söhne. Am 21. Dezember 2014, neun Jahre nach der Verpartnerung, heiraten sie in einer privaten Zeremonie vor 50 geladenen Gästen auf ihrem Anwesen in Windsor.
Stand: 21.12.2015
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