Das Bild geht um die Welt: Leonid Breschnew und Erich Honecker beim Sozialistischen Bruderkuss. Der Künstler Dmitri Wrubel hat dieses Ereignis auf den Resten der Berliner Mauer festgehalten. Es gehört zu den berühmtesten Motiven der East Side Gallery. Die Kunstmeile am Spreeufer ist mit 1.316 Metern das größte noch erhaltene Mauerteilstück.
Nur wenige Tage nach dem Mauerfall bemalen Künstler erstmals auch die Ostseite des Grenzwalls. Die Bilder auf den Segmenten am Potsdamer Platz werden aber gleich wieder überstrichen. Von den DDR-Behörden genehmigt wird dagegen das Bemalen des Abschnitts zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke.
Die Idee zur weltweit längsten Open-Air-Galerie stammt von Dave Monty, einem Aktionskünstler aus West-Berlin. Er gibt dem Projekt auch den Namen: East Side Gallery deshalb, weil die Mauer Richtung Osten zeigt.
118 Künstler aus 21 Ländern
118 Künstler aus 21 Ländern verewigen sich auf dem grauen Grenzwall, der Berlin 28 Jahre lang geteilt hatte. In mehr als 100 Gemälden drücken sie ihre Freude über den Mauerfall und die Überwindung des Kalten Kriegs aus.
Eine von ihnen ist Birgit Kinder. Ihr Trabant, der scheinbar den Beton durchbricht, ist neben dem "Bruderkuss" das meist fotografierte Werk der East Side Gallery. "Wir haben die Mauer bemalt, damit sie als Denkmal erhalten bleibt", so die Künstlerin.
Ein Symbol internationaler Verständigung
Eröffnet wird die Kunstmeile am 28. September 1990. Wo vor kurzem noch ein tödliches Grenzregime herrschte - mindestens zehn Menschen kamen im Bereich der East Side Gallery ums Leben -, ist ein Symbol der internationalen Verständigung entstanden. Ein Jahr später wird es unter Denkmalschutz gestellt.
Da die East Side Gallery den Witterungsverhältnissen schutzlos ausgeliefert ist, klaffen mit der Zeit nicht nur in Kinders Trabbi große Löcher. Für eine umfassende Generalüberholung werden die Bilder 2009 weitgehend entfernt. 87 der zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Künstler erklären sich bereit, ihre Werke zu reproduzieren.
2013 folgt ein weiterer Rückschlag: Um Platz für ein Luxushotel zu schaffen, werden - trotz massiver Proteste - vier Mauerteile abgerissen. Doch auch mit Lücken bleibt die East Side Gallery ein Touristenmagnet: Jährlich besuchen knapp vier Millionen Menschen das bunte Denkmal.
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