Erich Staake kann für sich in Anspruch nehmen, ein Wunder vollbracht zu haben: das "Wunder von Duisburg", wie Politik und Presse unisono loben. In weniger als 20 Jahren hat Staake eine "Jahrhundertaufgabe" gestemmt und aus dem schwer kriselnden Duisburger Hafen Europas führende Logistikdrehscheibe gemacht.
Lange Zeit hat der Hafen vor allem vom Umschlag von Massengütern wie Erz, Kohle und Stahl gelebt. Doch Mitte der 80er Jahre zwingt der Niedergang der Montanindustrie zum Umdenken. Um den fälligen Strukturwandel bewältigen zu können, reift ein kühner Plan: die Einrichtung von Deutschlands erstem Binnenfreihafen.
Kohl stimmt Freihafen-Plan zu
Ein Freihafen bietet enorme wirtschaftliche Vorteile. Eingehendes Frachtgut muss nicht sofort versteuert und verzollt werden, sondern erst, wenn es ins zollpflichtige Umland weitertransportiert wird. Geht die Ware in Drittländer, wird sie behandelt, als sei sie nie in deutschem Zollgebiet gewesen.
Auf der Ruhrgebietskonferenz 1988 in Bonn stimmt Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) den Duisburger Freihafen-Plänen zu. Die neue Freihafenverwaltung und das Nordhafenbecken werden durch einen Zaun vom restlichen Binnenhafen getrennt. Hinein und hinaus geht es nur noch vorbei an den wachsamen Augen des Zolls.
Medienmanager soll Industriebrache integrieren
Bei der Einweihung des Freihafens am 23. November 1990 schwärmt Duisburgs Oberbürgermeister Josef Krings (SPD): "Der Hafen bekommt ein neues Gesicht, und er wird für die Zukunft von ganz großer Bedeutung sein." Lagerflächen werden ausgebaut, und ein neuer Bahnhof verknüpft den Hafen mit allen wichtigen Transport-Routen auf Straße und Schiene.
1998 holt NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) den Bertelsmann-Manager Erich Staake als neuen Vorstandschef in den Hafen. Dessen Herkulesaufgabe ist vor allem, die riesige Brache des früheren Krupp-Hüttenwerks in Rheinhausen in den Logistik-Masterplan des Hafens zu integrieren.
30.000 neue Arbeitsplätze
Die aufwändige Sanierung des Geländes markiert den Beginn des "Wunders von Duisburg". Unter Staakes Regie entsteht in Rekordzeit "Logport I" mit drei Terminals und 650.000 Quadratmetern Lagerfläche. Doch das ist nur der Anfang. "Aktuell entwickeln wir 'Logport VI'", kann Staake 2020 verkünden.
Inzwischen verfügt der Duisburger Hafen über mehr als eine Million Quadratmeter Hallenfläche. Rund 20.000 Schiffe und 25.000 Züge werden jährlich abgefertigt. Eine Zahl aber hebt Staake mit besonderem Stolz hervor: In seiner Amtszeit als Hafenchef sind 30.000 neue Arbeitsplätze entstanden.
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