Das Schicksal Daniel Defoes und das seines Romanhelden Robinson Crusoe ähneln sich: Beide erleiden Schiffbruch, jeder auf seine Weise.
Von einer Pleite in die nächste
Geboren um 1660 in London soll Daniel Defoe Geistlicher werden, so will es der Vater. Aber Defoe träumt vom Kaufmannsberuf. "Ein Kaufmann ist immer zugleich auch der vielseitigste Gelehrte", schreibt er. Doch er gerät von einer Pleite in die nächste. Strumpfhosen, Spirituosen und Tabak sind seine ersten Handelsgüter. Er beteiligt sich an einem Schiff, das prompt von Piraten gekapert wird. "Daraufhin entwickelt er das Projekt einer Schiffsversicherung", sagt der Publizist Heiko Postma, der eine Biografie über Daniel Defoe geschrieben hat.
Doch im Krieg zwischen England und Frankreich werden so viele Schiffe versenkt, dass auch die Schiffsversicherung pleite geht. Am Ende hat Daniel Defoe 17.000 Pfund Sterling Schulden, eine für damalige Zeit große Menge. Defoe flieht vor dem Schuldgefängnis auf die schottischen Orkney-Inseln.
25 Jahre ohne einen anderen Menschen
Das Leben seines Romanhelden Robinson Crusoe verläuft ähnlich. Auch er widersetzt sich den Wünschen des Vaters, wird Seemann statt Jurist. Auf einer Fahrt erleidet er vor der Küste Venezuelas Schiffbruch. Alle ertrinken, nur er kann sich auf eine einsame Insel retten. "Ich sah, dass die Insel, auf der ich stand, öde und allem Anschein nach nicht bewohnt war", heißt es im Buch.
Robinson richtet sich in seiner Einsamkeit ein. 25 Jahre vergehen, bis er einen Mann vor Kannibalen retten kann. Er nennt ihn Freitag, "weil ich ihn an einem Freitag gerettet hatte".
Noch drei weitere Jahre werden Freitag und Robinson auf der Insel verbringen, dann werden sie gerettet. Und ihr Schöpfer, Daniel Defoe?
Daniel Defoe ist wieder auf der Flucht
Der hat das Schreiben für sich entdeckt, ist aber wieder auf der Flucht. Diesmal, weil er eine allzu bissige Satire in Umlauf gebracht hat.
Defoe ist knapp 60 Jahre alt, als sein Buch am 25. April 1719 erscheint: "Leben und wunderbare Abenteuer des Robinson Crusoe. Beschrieben von ihm selbst." Die Idee dazu kam ihm vermutlich, als der ausgesetzte Pirat Alexander Selkirk von einer Insel gerettet wurde.
Der Roman wird ein Welterfolg und gilt bis heute als Klassiker. Defoe schreibt zwei Fortsetzungen – an deren Ende Robinson ein reicher Mann ist. Im Gegensatz zu Defoe selbst: Ihn holen am Ende des Lebens alte Schulden und Gläubiger wieder ein. "Gestorben ist er auf der Flucht", sagt Heiko Postma, mit knapp 70 Jahren, an den Folgen eines Schlaganfalls.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. April 2019 ebenfalls an den Roman Robinson Crusoe. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 26.04.2019: Vor 45 Jahren: Der Bundestag verabschiedet die Reform des §218