Vielleicht würde er an diesem Tag seinen 100. Geburtstag erleben, hätte er nicht so gelebt, wie er auch schrieb: Volle Pulle, brutal krass, immer am Limit. "Ich hab's mir so ausgesucht", hat Charles Bukowski bekannt. "Ich fand es herrlich, ein Penner zu sein."
Als König der Underground-Literatur wird Bukowski weltbekannt. Seine Welt, die er autobiografisch und ungeschönter beschreibt als jeder andere Autor, ist die schmutzige Randzone des American Way of Life: ein Loser-Kosmos der Säufer, Außenseiter und Kleinkriminellen – und Bukowski mittendrin.
Trostlose Kindheit
Als Kind einer deutschen Mutter und eines Besatzungssoldaten der US Army wird Charles Bukowski am 16. August 1920 in Andernach am Rhein geboren. Drei Jahre später übersiedelt die Familie nach Los Angeles, wo den Jungen eine trost- und lieblose Kindheit erwartet.
In seinem Buch "Das Schlimmste kommt noch – oder fast eine Jugend" schildert Bukowski später diese Leidenszeit unter einem jähzornigen, prügelnden und ständig betrunkenen Vater. Mit 17 beginnt er selbst zu trinken; den Schnaps besorgt er mit seiner Gang bei kleinen Raubüberfällen.
Kultautor deutscher Wohlstandskinder
Nach einem abgebrochenen Journalismus-Studium zieht Bukowski rastlos durch das Land. Er lebt in Bruchbuden, schlägt sich mit etlichen Billigjobs durch, trinkt, raucht Kette und gabelt Frauen auf. Mit 46 veröffentlicht er erste Gedichte und Artikel in Sex- und Underground-Magazinen.
WDR-4-Tipp: Bukowski-Hörbuch "Der Mann mit der Ledertasche"
1971 erscheint Bukowskis Debüt-Roman "Der Mann mit der Ledertasche". In der Bundesrepublik Deutschland wird das Buch ein großer Erfolg. Es macht den "Dirty Old Man" zum "Lieblingsautor aller wohlbehüteten Wohlstandskinder", urteilt Literaturkritiker Denis Scheck.
Bukowski im Kino
Auch als sein Leben mit wachsendem Ruhm in ruhigeren Bahnen verläuft, pflegt Bukowski sein Image als versoffener Lebenskünstler. Der Mann mit den markanten Pockennarben im Gesicht weiß, was sein Publikum von ihm erwartet und er bietet es ihm.
Mehr als 40 Bücher veröffentlicht Charles Bukowski bis zu seinem Tod im März 1994, dazu zahlreiche Shortstories und Gedichte. Erfolgreiche Spielfilme wie "The Killers", "Ganz normal verrückt" und "Barfly" beruhen auf seinen authentischen Geschichten.
Einen Platz in der Literatur des 20. Jahrhunderts hat Charles Bukowski auf jeden Fall sicher, meint Denis Scheck: "Er ist ein erstklassiger Vertreter des zweiten literarischen Rangs."
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