Das Ruhrgebiet ist im Wandel. Immer mehr Industrieflächen liegen brach, die Städte im Revier suchen nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten. Eine Chance ist die Kultur, eine andere der Kommerz. So ist es auch in Oberhausen. Hier sind die 143 Hektar der Gutehoffnungshütte, auf der am Ende 50.000 Arbeiter der Thyssen AG malochten, verwaist. Eine vergleichbare Industrieansiedlung ist nicht in Sicht.
Dann kommt der Brite Edward Healey mit seiner Investorengruppe "Stadium" und unterbreitet der Stadt ein verführerisches Konzept für das 200 Fußballfelder große Areal. Dort soll ein neuer Stadtteil entstehen, in dem sich alles um Einkaufen und Freizeit dreht. "Wir haben etwas Vergleichbares schon in Sheffield gemacht", sagt Healey. "Das war auch ein ehemaliges Stahlwerksgelände, das wir saniert haben, und genau das haben wir auch in Oberhausen vor."
Größte Privatinvestition seit Opel
Die Idee stößt nicht bei jedem auf Begeisterung. Viele sehen das Projekt als Riesenchance, um die Abwärtsspirale von Kohle und Stahl aufzuhalten. Andere allerdings haben Angst, dass die Innenstadt von Oberhausen veröden könnte und Geschäfte wegen der Eine-Milliarde-Euro-Investition schließen müssten. Die NRW-Regierung hingegen will das Centro Oberhausen auf jeden Fall. "Das ist die größte private Investition im Land, seitdem Opel in Bochum gebaut hat", sagt etwa Ministerpräsident Johannes Rau (SPD). "Und das ist über 20 Jahre her."
In vier Jahren Bauzeit entsteht am Fuße des Gasometers und verkehrsgünstig über die A2 erreichbar als "Neue Mitte" der Stadt das Centro Oberhausen: mit einer Konzertarena, einem Großraumkino, einem Freizeitpark und einem Einkaufszentrum mit über 10.000 kostenlosen Parkplätzen, das in dieser Form einmalig ist. Am 12. September 1996 wird der Komplex eröffnet, 2012 nochmals um ein Viertel erweitert.
Stolz, ein Oberhausener zu sein
Inzwischen ist das Warenangebot des Centro modelastiger, die einzelnen Geschäfte sind tendenziell größer geworden. Auch die Beleuchtung, das Beschilderungssystem und der Anstrich haben sich verändert: Was früher modisch grün gestrichen war, ist heute, dem neuen Zeitgeschmack geschuldet, modisch grau. Aber die Attraktivität des Einkaufs- und Vergnügungsstadtteils ist offenbar geblieben: 80.000 Besucher kommen im Durchschnitt jeden Tag. 450 Millionen Euro pro Jahr lassen sie in der Region, wovon auch Hunderte Betriebe jenseits des Centro Oberhausen profitieren.
Oberhausens Tourismus-Chef Franz-Josef Muckel sieht noch einen anderen Vorteil. Heute nenne ein Mallorca-Urlauber aus Oberhausen auf die Frage nach seiner Herkunft stolz seine Stadt. Noch vor einigen Jahren habe er gesagt, er komme "aus der Nähe von Düsseldorf".
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