11. Oktober 1949 - Bundespressekonferenz konstituiert sich in Bonn

Stand: 11.10.2019, 00:00 Uhr

Im "Dritten Reich" lud die Reichsregierung zur Reichspressekonferenz - und diktierte den Journalisten, was zu berichten sei. In der Bundesrepublik wollen die Hauptstadt-Korrespondenten deshalb gleich zu Beginn ihre Unabhängigkeit gegenüber der Bundesregierung sicherstellen.

Als am 15. September 1949 der Bundestag Konrad Adenauer (CDU) zum Bundeskanzler wählt, hängen Zeitungskorrespondenten im Bonner Bundeshaus eine Annonce auf. Es ist ein Aufruf an "alle beim Bundestag akkreditierten Journalisten zur Gründung einer Bundespressekonferenz".

Journalisten als Gastgeber

"Wir sollten es nicht der Regierung überlassen, uns etwas zu sagen, sondern wir sollten die Gastgeber sein", fasst später der damalige Korrespondent Rüdiger von Wechmar das Anliegen zusammen. Bereits vier Tage nach dem Aufruf treffen sich die ersten Interessenten zur Gründungsversammlung.

Auch wenn die Bezeichnung Bundespressekonferenz (BPK) staatlich klingen mag: Sie ist von Anfang an und bis heute ein von Journalisten getragener Verein. Offiziell konstituiert sich der Verein am 11. Oktober 1949 mit der Wahl eines geschäftsführenden Ausschusses.

Weltweit einmalig

Die Bundespressekonferenz gründet sich in Bonn (am 11.10.1949) WDR 2 Stichtag 11.10.2019 04:14 Min. Verfügbar bis 08.10.2029 WDR 2

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Der ersten Einladung der Bundespressekonferenz folgen Kanzler Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU). Doch nicht nur Regierungsvertreter stehen den Journalisten Rede und Antwort. Zu den Gästen der Bundespressekonferenz gehören auch Vertreter der Opposition, Gewerkschafter, Wissenschaftler, Kirchenvertreter oder Sozialverbände.

Entscheidend für eine Einladung ist das bundesweite öffentliche Interesse eines Themas. Damit ist die Bundespressekonferenz international einmalig: In keinem anderen Land organisieren Journalisten Pressekonferenzen mit den maßgeblichen Persönlichkeiten selbst.

Verein mit rund 900 Mitgliedern

So müssen sich also auch Regierungssprecher wie Steffen Seibert an die Spielregeln halten, die ihnen Journalisten auferlegen: "Wir können nicht aussuchen, wer die Fragen stellt. Wir können nicht sagen, so jetzt haben wir genug, wir müssten jetzt nach Hause. Sondern die Sache läuft, so lange der leitende Journalist sie nicht abpfeift."

Mindestens drei Mal pro Woche lädt die Bundespressekonferenz Politiker oder Sprecher ein. 1999 verlegt die BPK, zu der rund 900 Parlamentskorrespondenten gehören, ihren Hauptsitz nach Berlin, Bonn wird zur Außenstelle.

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