Klein, aber oho - die deutsche Schauspielerin Brigitte Mira ist ein Energiebündel und selbstbewusst. "Ich war eine flotte Biene, als ich jung war", sagt sie rückblickend. "Eine ausgesprochen flotte, ja."
Geboren am 20. April 1910 in Hamburg hat die Tochter eines russischen Konzertpianisten eine solide Ausbildung. "Abgesehen von meiner Ballettausbildung, habe ich auch Gesang studiert und war sehr fleißig."
Operette, Film, Theater
Brigitte Mira singt, tanzt, spielt - fegt über die Bühnen und avanciert zur "Soubrette vom Dienst", wie sie sich selbst gern nennt. Ihr komödiantisches Talent setzt sie nicht nur in Operetten, sondern auch in Spiel- und Fernsehfilmen ein.
Das Theaterpublikum schätzt die Volksschauspielerin ebenfalls für ihre kesse Lippe und koboldhafte Mimik. Sie hat bereits eine 45-jährige Künstlerkarriere hinter sich, als Anfang der 1970er Jahre der Regisseur Rainer Werner Fassbinder in ihr Leben tritt. "Für mich überhaupt ein Gott", schwärmt Mira.
Zusammenarbeit mit Fassbinder
Fassbinder habe gewagt, was noch keiner gewagt habe: "mich in einer Hauptrolle, einer ernsten Rolle rauszustellen". Im Film "Angst essen Seele auf" von 1973 spielt sie eine verwitwete Putzfrau, die sich in einen gut 20 Jahre jüngeren "Gastarbeiter" aus Marokko verliebt.
Dadurch habe ihre Karriere eine "ungeheure" Wendung erlebt, so Mira. "Ich war auf einmal eine Schauspielerin." Sie wird bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert und erhält zudem den Deutschen Filmpreis.
Noch im hohen Alter auf Tour
Ihren nächsten großen Publikumserfolg hat sie im Fernsehen. 14 Jahre lang unterhält sie ab 1978 die Zuschauer als dickköpfige Oma Färber in der ARD-Serie "Drei Damen vom Grill".
Mira, die fünf Mal heiratet, sagt immer "Ja" zum Leben. Noch im hohen Alter wirft sie sich die Federboa um und schminkt sich knallrote Lippen. Zusammen mit ihren Freundinnen Evelyn Künneke und Helen Vita tourt sie ab 1997 durch Deutschland - selbstironisch als "Die drei alten Schachteln".
Am 8. März 2005 stirbt Brigitte Mira mit 94 Jahren in Berlin.
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