Björn Steiger ist acht Jahre alt, als er im Mai 1969 auf dem Heimweg vom Schwimmbad von einem Auto erfasst wird. Wegen fehlender Funkgeräte braucht der Krankenwagen 57 Minuten zum Unfallort. Während der Fahrt ins Krankenhaus stirbt der Junge – nicht an seinen Verletzungen, sondern am Schock.
"Der Rettungsdienst hatte damals nicht einmal Funk, obwohl 1969 fast jedes Taxi-Gewerbe bereits Funk hatte", erinnert sich später sein Vater Siegfried Steiger. "Deshalb kamen sie häufig zu spät."
"Ihr Dickschädel hat sich durchgesetzt"
Um anderen Menschen höhere Überlebenschancen zu sichern und das Rettungswesen schneller zu machen, gründen Siegfried und Ute Steiger am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung. Sie spendet Funkgeräte und schenkt jedem Bundesland einen mit medizinischen Geräten ausgestatteten Rettungswagen. Darin können Patienten bereits während des Transports versorgt werden.
Die Notrufnummern 110 und 112 existieren damals nur in Großstädten und angrenzenden Landkreisen. Die Stiftung kämpft für eine Ausdehnung auf das gesamte Bundesgebiet. Bund und Länder streiten sich über die Kosten.
Deshalb sammelt Siegfried Steiger Geld und organisiert, dass seine Heimat Nord-Württemberg die Notrufnummer 110 bekommt. Zwei Jahre später ruft Postminister Horst Ehmke (SPD) an und verkündet die bundesweite Einführung der Nummern. "Ihr Dickschädel hat sich durchgesetzt", sagt er.
Rettung per Hubschrauber
Steiger überzeugt das Bundesverkehrsministerium, 14.000 Autobahn-Telefone an ihren Standorten zu belassen. Zusätzlich stationiert die Stiftung 7.000 Notruf-Telefone an anderen Straßen. 1973 baut Steiger die Deutsche Rettungsflugwacht auf, eine Organisation für die Rettung per Hubschrauber. Unterstützt wird er von Schlagerstar Peter Alexander.
Steiger lässt zudem Schnellbergungswagen entwickeln. Mit ihren Werkzeugen können eingeklemmte Unfallopfer befreit werden. Der erste Organtransport-Wagen stammt von der Steiger-Stiftung. Sie entwickelt und verschenkt auch Baby-Notarztwagen für den Transport zwischen Entbindungskrankenhäusern und Kinderkliniken.
2001 starten die Steigers ihr nächstes großes Projekt: "Kampf dem Herztod". Sie möchten, dass bundesweit Defibrillatoren zur Wiederbelebung zur Verfügung stehen. Bis heute hat die Stiftung, die inzwischen von Steigers Sohn Pierre-Eric geleitet wird, 26.000 Defibrillatoren in den Verkehr gebracht.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Juli 2019 ebenfalls an die Gründung der Björn Steiger Stiftung . Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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