14. April 1994 - Bernt Engelmann stirbt in München

Stand: 14.04.2019, 00:00 Uhr

Er gehört zu denen, die Franz Josef Strauß als "Ratten und Schmeißfliegen" bezeichnet: Der Journalist und Schriftsteller Bernt Engelmann ist in den 1970er und 1980er Jahren einer der Lieblingsgegner des CSU-Politikers - und einer der erfolgreichsten deutschen Sachbuchautoren.

Engelmann schreibt kritisch über Millionäre, Manager und Politiker - und deren Vergangenheit. "Was ich gern möchte: Denkanstöße liefern." Sein Zielpublikum seien jene, "die weder Historiker sind, noch ihrer Interessenlage nach konservativ sein sollten". Die Gesamtauflage seiner 52 Bücher liegt bei über 15 Millionen Exemplaren.

Bernt Engelmann, dt. Schriftsteller (Todestag 14.04.1994) WDR 2 Stichtag 14.04.2019 04:14 Min. Verfügbar bis 11.04.2029 WDR 2

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Im Widerstand aktiv

Der am 20. Januar 1921 in Berlin geborene Sohn eines Verlagsdirektors nennt sich selbst frühreif. "Das hing damit zusammen, dass mein Vater mich eigentlich immer als Erwachsener behandelt hat." Die Eltern seien liberal gewesen: Als Bürgersohn habe er zur Sozialistischen Arbeiterjugend gehen dürfen.

Auf das Abitur 1938 folgt der Kriegsdienst bei der Luftwaffe. Verwundet wird er 1942 aus dem Heer entlassen und beginnt, Medizin zu studieren. Als Teil einer Widerstandsgruppe verhilft Engelmann fast 60 Menschen zur Flucht - bis er Anfang 1944 verhaftet wird.

Drei Konzentrationslager überlebt

Engelmann überlebt die Konzentrationslager Flossenbürg, Hersbruck und Dachau. Nach Kriegsende beginnt er, als Journalist zu arbeiten. Sein Thema: alte Seilschaften und neue Gewinner. Besonders widmet sich Engelmann der Nazi-Vergangenheit von Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer. Seine Recherchen zur Rüstungsindustrie und zum damaligen Verteidigungsminister Strauß führen bis zur "Spiegel"-Affäre.

Material aus der DDR

In seinen Schwarzbüchern, Tatsachenromanen und Anti-Geschichtsbüchern erzählt Engelmann von unten über "die da oben", teilweise ironisch, aber immer genau recherchiert. Industrielle führen Prozesse gegen ihn. Die meisten davon gewinnt Engelmann.

Seine Quellen sind sauber, aber umstritten: Er erhält Material aus der DDR. Sein Verhältnis zu Ostdeutschland sorgt für Gegenwind: 1983 tritt er als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes zurück, weil ihm westdeutsche Autoren eine zu große Nähe zur ostdeutschen Kulturpolitik vorwerfen.

Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter?

2004 taucht eine Stasi-Akte auf, in der Engelmann seit 1982 als "IM Albers" geführt wird. Ob das SPD-Mitglied bewusst für die Stasi gearbeitet hat, ist ungeklärt. Stellung nehmen kann Engelmann dazu nicht mehr: Er ist bereits zehn Jahre zuvor gestorben, am 14. April 1994 mit 73 Jahren in München.

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