17. November 1910 - Der Berliner Sportpalast wird eröffnet

Stand: 17.11.2020, 00:00 Uhr

Nur eine Bronze-Tafel an einem Mammut-Wohnkomplex in Berlin-Schöneberg erinnert noch an die legendäre Veranstaltungshalle. Doch der Sportpalast ist noch immer ein Mythos – als Amüsiertempel der Massen, brodelnde Sportarena und Schauplatz einer der berüchtigtsten Reden der deutschen Geschichte.

Bei seiner Eröffnung am 17. November 1910 bietet der Sportpalast mit seinen bis zu 10.000 Plätzen die Bühne für die größte Eisbahn der Welt. Nach etlichen Rutschpartien und deftigen Stürzen erreicht das Orchester das Podium und weiht die Riesenhalle mit Beethovens 9. Sinfonie ein.

Berliner Sportpalast wird eingeweiht (am 17.11.1910) WDR 2 Stichtag 17.11.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 15.11.2030 WDR 2

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Sportlicher Hexenkessel

Im Jahr darauf findet im Sportpalast das erste Berliner Sechstagerennen statt. Doch bis zum Ende des Weltkriegs muss die Veranstaltungshalle magere Zeiten überstehen. Erst 1923 beginnen mit der Austragung des weltweit ersten Hallenreitturniers die ruhmreichen Jahre des Sportpalastes.

Unter der Hand zahlt man astronomische Preise, um etwa Max Schmeling boxen sehen oder große Eishockey-Turniere miterleben zu können. Zum Mythos werden vor allem die Sechstagerennen, die den Sportpalast bei Alkoholzwang für die Zuschauer in einen schweiß- und rauchgeschwängerten Hexenkessel verwandeln.

Goebbels fordert den "Totalen Krieg"

Auch die Parteien der Weimarer Republik schätzen die ganz besondere Atmosphäre für ihre Auftritte. KPD-Chef Ernst Thälmann spricht ebenso im Sportpalast wie 1928 erstmals NSDAP-Führer Adolf Hitler. Seine erste große Rede als Reichskanzler hält Hitler 1933 auch an "unserer Tribüne", wie der Nazi-Propagandachef Joseph Goebbels den Sportpalast nennt.

Nach der Niederlage von Stalingrad bringt Goebbels im Februar 1943 den Saal zur kollektiven Raserei. Mit einer historischen hasserfüllten Rede schwört er das Publikum auf den "Totalen Krieg" ein: "Wollt Ihr ihn wenn nötig totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt vorstellen können?", brüllt Goebbels. "Jaaaa!", schallt es tausendfach unisono zurück.

Erste Adresse für Weltstars

Sofort nach Kriegsende wird der von Bomben schwer getroffene Bau notdürftig repariert. Anfangs ohne Dach, dient er bald wieder als Eislaufbahn und Eishockeystadion. In den 50er Jahren ist der Sportpalast auch als Konzertsaal wieder erste Adresse. Stars wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Rock'n'Roller Bill Haley gastieren dort.

In den 70er Jahren ist der völlig veraltete Sportpalast kaum noch zu renovieren. Moderne Großarenen wie die Dortmunder Westfalenhalle haben ihm längst den Rang abgelaufen. Im November 1973 rücken die Bagger an. Nichts bleibt vom Sportpalast – nur der Mythos und eine Gedenktafel.

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