Reste der Aqua Claudia bei der Porta Maggiore in Rom

1. August 52 - Einweihung des Aquädukts Aqua Claudia in Rom

Stand: 01.08.2017, 00:00 Uhr

Eines seiner berühmten "Zehn Bücher über die Architektur" hat der antike Architekt und Ingenieur Vitruv allein dem Wasser gewidmet. Es sei "das Unentbehrlichste, sowohl zum Leben als zur Verschönerung desselben und zum täglichen Gebrauch", schreibt er im 1. Jahrhundert v. Chr. Rund 800.000 Menschen leben zu Vitruvs Zeiten in Rom, und wie das Imperium wachsen auch die Stadt und ihr Durst unaufhörlich.

Kein Reich der Antike perfektioniert die Technologie der Wasserversorgung derart wie das Imperium Romanum. Vor 2.000 Jahren verbrauchen die Bürger Roms rund 400 Liter Wasser pro Tag und Kopf – das Dreifache unseres Bedarfs heutzutage. Sieben Fernleitungen versorgen die Stadt bereits, als Kaiser Caligula 38 n. Chr. den Bau zweier weiterer Aquädukte in Auftrag gibt.

Die Wasserleitung "Aqua Claudia" eingeweiht (am 01.08.0052)

WDR 2 Stichtag 01.08.2017 04:13 Min. Verfügbar bis 30.07.2027 WDR 2


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Einweihung unter Kaiser Claudius

Anders als der Anio Novus, der lange nur eine trübe Brühe führt, leitet die Aqua Claudia Trinkwasser bester Qualität nach Rom. Dafür zahlt die Stadt einen immensen Preis: 350 Millionen Sesterzen, deutlich mehr, als das gesamte römische Militär in einem Jahr verschlingt. Fast 69 Kilometer weit zieht sich die Aqua Claudia von der Quelle des Aniene über die Berge der Campagna di Roma.

Meist verläuft die Leitung in unterirdischen Tunneln; die Täler aber müssen 14 Kilometer lang mit Ziegelbögen überbrückt werden. Nach 14 Jahren Bauzeit treffen die Aqua Claudia und der Anio Novus an der Porta Maggiore zusammen. Das Stadttor hat Caligulas Nachfolger Claudius als Kreuzungspunkt der beiden Leitungen errichtet. Am 1. August 52 werden die neue Wasseradern eingeweiht. Allein durch die Aqua Claudia fließen täglich je nach Jahreszeit bis zu 190.000 Kubikmeter Wasser. Die Hauptstadt Rom wird damit zur mit Abstand bestversorgten Metropole des gesamten Reichs.

Teurer Pfusch am Bau

Das neue Wasser speist die kaiserlichen Paläste und Villen wohlhabender Römer, die sich mit Genehmigung des Kaisers eine kostenpflichtige Privatleitung legen lassen. Der größte Teil aber fließt in öffentliche Brunnen und Toiletten, in Rinnen zur Straßenreinigung und in Handwerksbetriebe wie den Tuchwalkern. Und es rauscht durch die Bodenheizungen, Dampf- und Kaltbecken von Hunderten öffentlichen Badeanlagen und Thermen.

Die Aqua Claudia fließt jedoch zunächst nur zehn Jahre lang. Pfusch am Bau bringt sie zum Versiegen. Die Kaiser Vespasian und Titus müssen noch weitere Zehntausende Sesterzen investieren, bis endlich alle Schwachstellen ausgemerzt sind. Als der frühere Senator Frontinus dann im Jahr 97 als Curator Aquarum, als Wasserbeauftragter, Roms Wasserversorgung untersucht, stellt er fest: Nach Aktenlage fließen durch die Aquädukte etliche Kubikmeter mehr, als tatsächlich in der Stadt ankommen. Wohin verschwindet all das kostbare Nass?

Drakonische Strafen für Wasserdiebe

In den meisten Verteileranlagen entdeckt Frontinus größere Messrohre als bewilligt wurden, "sogar solche, die nicht geeicht waren". Unter den Grundbesitzern außerhalb Roms, den Reichen der Stadt und auch unter seinen eigenen 700 Mitarbeitern muss es also Betrüger geben. Der hoch angesehene ehemalige Konsul und Statthalter Roms lässt weiter graben und meldet: "Rohre in der Stadt habe ich allenthalben angebohrt vorgefunden, durch jemanden, der 'Meister der Einstiche' genannt wurde."

Frontinus bekämpft den Wasserklau mit drakonischen Strafen: 100.000 Sesterzen muss zahlen, "wer Gerinne, Kanalleitungen, Bogenreihen, Bleirohre, Tonrohre, Verteilerbauwerke oder Brunnenbecken vorsätzlich anzapft, unterbricht oder anbohren lässt". In den folgenden Jahrhunderten sichern sich Roms Kaiser die Gunst des Volkes mit immer pompöseren Bädern und Thermen oder veranstalten Seeschlachten im Colosseum – gespeist aus insgesamt neun Fernleitungen. Nach dem Einfall der Goten um 490 werden die Leitungen zerstört. Von der monumentalen Aqua Claudia ist bis heute nur ein kurzes Stück an der Porta Maggiore erhalten geblieben.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. August 2017 ebenfalls an die römische Aqua Claudia. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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