Es gibt viele Kriegs- und Antikriegsfilme, auch mit Vietnam als Kulisse. Manche sind gut, einige eher schlechter. Aber Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" auf der Basis von Joseph Conrads Kolonialerzählung "Das Herz der Finsternis" (1899) ist möglicherweise der eindringlichste von allen.
Den ganzen Wahnsinn und die sinnlose Monstrosität des Krieges hat Coppola in jener Schlüsselszene verdichtet, in der US-Helikopter eine Stellung des Vietcong zerstören: Aus den Bordlautsprechern dröhnt Richard Wagners "Ritt der Walküren", am Ende verwandeln Kampfjets den Dschungel in ein flammendes Inferno.
Verfilmtes Grauen
Vordergründig erzählt "Apocalypse Now" die Geschichte von Captain Benjamin L. Willard, der 1969 den Auftrag erhält, den in seiner maßlosen Grausamkeit außer Kontrolle geratenen Colonel Walter E. Kurtz zu töten. Im Dschungel des an Vietnam grenzenden neutralen Kambodscha hat er sich mit desertierten US-Soldaten ein eigenes Reich aufgebaut, über das er diktatorisch herrscht. In der Folge des Films zweifelt Willard zusehends an seinem Auftrag. In Kurtz lernt er einen vom Krieg und seinem "Grauen" gebrochenen Menschen kennen, den er auf dessen Wunsch hin schließlich erschießt.
Um diesen Stoff zu realisieren, geht Regisseur Coppola mit seiner Crew inklusive der Hauptdarsteller Martin Sheen und Marlon Brando drei Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs auf die Philippinen. Die Dreharbeiten kommen der Mannschaft bald ebenso unberechenbar, brutal und sinnlos wie der Krieg vor. Ein Tropensturm vernichtet einen Teil der Ausrüstung, Sheen bekommt einen Herzinfarkt, von dem er sich allerdings wieder erholt, Brando erscheint als übergewichtiger Koloss am Set, Coppola erleidet einen Zusammenbruch, der Film verschlingt die damals ungeheuerliche Summe von 32 Millionen Dollar.
Der Film als Trip
Nach Aussage von Coppolas Frau Eleanor steht der Regisseur, der sich für sein Projekt hoch verschuldet hat, zeitweise "vielleicht kurz davor, den Verstand zu verlieren". "Das ist kein Film, das ist ein Trip", wird Coppola später sagen. "Ich habe mit einem normalen Film begonnen, der dann immer absonderlicher wurde."
Am 19. Mai 1979 hat "Apocalypse Now" bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere. Dort erhält der Film die Goldene Palme, später folgen zwei Oscars, drei Golden Globe Awards sowie zahlreiche Nominierungen bei anderen Preisen. Bis heute gilt "Apocalypse Now", auch dank der Musik der Band "The Doors", als vielleicht bester Antikriegsfilm aller Zeiten.
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