"Ein Mensch, der reich stirbt, stirbt in Schande." Als Andrew Carnegie 1889 diesen Satz schreibt, gehört er mit John D. Rockefeller und Cornelius Vanderbilt zu den reichsten Männern der Vereinigten Staaten. Als Carnegie am 11. August 1919 stirbt, besitzt er so gut wie nichts mehr. Sein Vermögen hat er für philanthropische Zwecke gestiftet.
Geboren wird der ungewöhnlich spendable Industrielle 1835 im schottischen Dunfermline als Kind armer Leineweber. 1848 wandert die Familie in die USA aus und lässt sich in Pittsburgh nieder. Andrew schuftet täglich zwölf Stunden in einer Baumwollspinnerei und besucht danach eine Abendschule.
Ein Vermögen aus Stahl
Carnegies beispielloser Aufstieg zum Multimillionär beginnt im Telegraphenamt von Pittsburgh. Der Eisenbahn-Manager Thomas Scott wirbt den ehrgeizigen Schotten ab und macht ihn als Vize-US-Verteidigungsminister während des Bürgerkriegs zu seinem Sekretär. Nach Scotts Tod übernimmt Carnegie dessen Position bei der Pennsylvania Eisenbahn.
Gerade 30 Jahre alt, gründet Andrew Carnegie sein eigenes Unternehmen. Er erkennt die rasant wachsende Bedeutung von Stahl bei der Industrialisierung des Landes und beteiligt sich mit cleveren Investments an Eisenhütten. 1873 besitzt Carnegie genügend Kapital, um sein erstes Stahlwerk mit modernster Produktionstechnik zu errichten.
Binnen eines Jahrzehnts baut er seine Carnegie Steel Company zum größten Stahlkonzern der Welt aus. 1889 reist Carnegie nach Schottland und übergibt dem Kompagnon Henry Clay Frick die Konzernleitung. Als Frick skrupellos gegen streikende Arbeiter vorgeht und sogar Tote in Kauf nimmt, übernimmt Carnegie die Verantwortung, zahlt Frick aus und trennt sich von ihm.
Milliarden für öffentliche Institutionen
Im Gegensatz zu anderen Magnaten seiner Zeit lehnt Carnegie es ab, eine Dynastie zu begründen. 1901 verkauft er sein Imperium für 480 Millionen Dollar an den Investor J. P. Morgan. Zutiefst davon überzeugt, der Reiche habe sein Vermögen mit den Schwachen der Gesellschaft zu teilen, beginnt Carnegie eine zweite Karriere als Philanthrop.
Nach heutiger Kaufkraft besitzt er mehr als 370 Milliarden Dollar, mit denen er zahlreiche Stiftungen für Wissenschaft, Bildung und Kultur einrichtet. Er finanziert Friedensinitiativen, Tausende von Kirchenorgeln, den Bau der Carnegie Hall in New York und die Einrichtung von 2.500 öffentlichen Bibliotheken. Mit dem Restkapital stattet Andrew Carnegie die gemeinnützige Carnegie Corporation aus, die er bis zu seinem Tod am 11. August 1919 leitet.
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