Illustration aus "Alice im Wunderland"

16. April 1865 - Kinderbuch "Alice im Wunderland" erscheint

Stand: 16.04.2020, 00:00 Uhr

In der Erwachsenenwelt langweilt sich Alice fast zu Tode. Da hoppelt ihr ein weißes Kaninchen mit Taschenuhr über den Weg. Das Mädchen folgt dem Tier in dessen Bau - und findet sich plötzlich in einem Phantasiereich wieder, in dem die Gesetze der herkömmlichen Logik nicht gelten.

In der traumhaft verrückten Welt des 1865 veröffentlichten Kinderbuchklassikers "Alice im Wunderland" wird die Heldin mal größer, mal kleiner. Sie trifft auf so seltsame Wesen wie die Grinsekatze, Croquet spielende Spielkarten und einen irren Hutmacher - und verliert ihr eigenes Ich immer mehr aus dem Blick. "Wer bist du?", wird Alice einmal von einer Raupe mit Wasserpfeife gefragt. "Das weiß ich im Moment gar nicht so sicher, mein Herr", antwortet das Mädchen. "Ich bin doch gar nicht ich."

Kinderbuch "Alice im Wunderland" erscheint (am16.04.1865)

WDR 2 Stichtag 16.04.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 14.04.2030 WDR 2


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Meisterwerk der Nonsensliteratur

Auf der Suche nach seiner Bestimmung ist Zeit seines Lebens auch der britische Schriftsteller Lewis Carroll. Geboren wird der unsichere Linkshänder unter dem Namen Charles Lutwidge Dodgson als drittes von elf Geschwistern 1832 in Daresbury. Er wächst in der einsamen Welt eines Pfarrhauses in Mittelengland auf: Es soll eine glückliche Kindheit gewesen sein. Diese endet aber für den schmächtigen und stotternden 14-Jährigen mit einem von ihm als unangenehm empfundenen Besuch des Internats von Rugby.

Nach einem Studium an der Universität Oxford wird Carroll zu einem der talentiertesten Mathematiker seiner Generation. In seinen damals schon erfolgreichen Geschichten von "Alice im Wunderland" und dem Nachfolgeband "Alice hinter den Spiegeln" (1881) versucht er indes, die mathematische Gesetzmäßigkeit der Realität aus den Angeln zu heben. Als Musterbeispiele der Nonsensliteratur, deren absurde Dialoge ihre eigene Logik besitzen, beeinflussen die Werke Dadaisten und Surrealisten. 1951 wird der "Alice"-Stoff von Walt Disney verfilmt.

Alice Liddell als Vorbild

Glücklich ist Carroll eigentlich nur in der Gemeinschaft kleiner Mädchen. Immer wieder sucht er ihre Nähe und unterhält sie, plötzlich ganz ohne Stottern, mit seinen Geschichten. Und er hält ihre unschuldige Schönheit auf zahllosen Fotografien fest - wenn möglich, wie im viktorianischen England nicht unüblich, nackt.

Inspiriert zu seinen Alice-Büchern wird Carroll während einer Themse-Bootsfahrt mit den drei Töchtern des Oxforder Gelehrten Henry George Liddell. Unter ihnen ist auch sein Liebling Alice Liddell, die Carroll bittet, die erzählten Geschichten aufzuschreiben. Seinen vielen kleinen Freundinnen schreibt Carroll unzählige skurrile Briefe - so lange zumindest, bis die besorgten Mütter ihm den Kontakt verbieten. Zurückgezogen und einsam stirbt der Autor am 1898 an den Folgen einer Bronchitis im englischen Guildford.

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