Der Großvater von Alfred Neven DuMont ist der Maler Franz von Lenbach. Vielleicht zieht es ihn deshalb zu den schönen Künsten, namentlich zur Dichtkunst und zur Dramatik. "Ich war damals ein junger Poet", sagt er von sich. Im Alter kommt er auf diese Leidenschaft zurück. Aber sein von Erotik durchwachsener Entwicklungsroman "Abels Traum" (1994) gilt vielen Kritikern doch nur als Altmännerphantasie.
Die eigentliche Leidenschaft des jungen Neven DuMont ist allerdings das Theater. So steht er schon früh auf der Bühne der Münchner Kammerspiele und im Staatstheater. Die Schauspielkarriere wird er seinem Neffen Sky DuMont überlassen. Die Rolle seines Lebens soll es sein, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Verleger zu werden. Oder, mit seinen eigenen Worten: "Wir haben in der Zeitung einen Großteil an Pflicht zu erfüllen."
Die Falle schnappt zu
Geboren wird Neven DuMont am 29. März 1927 in Köln. Sein Vater ist Kurt Neven DuMont, der das im 17. Jahrhundert gegründete Familienunternehmen "M. DuMont Schauberg" leitet. Der Sohn studiert zunächst Philosophie, Geschichte und Literatur. Dann studiert er in Chicago Journalismus. 1953 kehrt er nach Köln zurück, um ins Verlagshaus der Familie einzusteigen. "Am 1. September 1953 schnappte die Falle zu", heißt es in seinen Memoiren: "Unkündbar, für immer gefangen, dachte ich. Sippenhaft."
1955 wird Neven DuMont publizistischer Leiter des "Kölner Stadt-Anzeigers". Er bringt frischen Wind in das Traditionsblatt, macht die Zeitung jünger, aktueller, linksliberaler und – nicht zuletzt durch Entlassungen in der redaktionellen Leitungsebene – zu einem der führenden publizistischen Organe Kölns. Schon bald gelingt es ihn, den angesehenen Vater mit seinen Aktivitäten und einem enormen Machtbewusstsein in den Schatten zu stellen.
"Verleger aus Berufung"
1964 gründet Neven DuMont als Kampfansage gegen die deutschlandweit etablierte "Bild"-Zeitung die Kölner Boulevardzeitung "Express". Der "Stadt-Anzeiger" sei sein "ordentlicher, strebsamer Sohn", wird er einmal sagen, der "Express" hingegen sei einer, "der wild, der ein Rocker ist". 1967 stirbt Neven DuMonts Vater. Aus dem journalistisch und unternehmerisch talentierten Verlegersohn wird jetzt nach eigener Aussage ein "Verleger aus Berufung". Unter ihm beteiligt sich das Kölner Verlagshaus an der Münchner "Abendzeitung" ebenso wie am heimischen Konkurrenten, der "Kölnischen Rundschau", in Halle kauft Neven DuMont die ehemalige SED-Zeitung "Die Freiheit", in Frankfurt die "Rundschau".
Privat ist Neven DuMont mit Prinzessin Hedwig von Auersperg verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Sein Sohn Markus, der Künstler wird, stirbt früh an Aids, mit Konstantin, der andere Vorstellungen vom Medienwesen in das Unternehmen einbringt, kommt es zum Bruch. Als Neven DuMont ihn 2010 als Vorstandsmitglied feuert, muss Tochter Isabella, eher unwillig, die Lücke füllen. Alfred Neven DuMont stirbt 2015 im Alter von 88 Jahren. Die Trauerfeier ist – natürlich – im Kölner Dom.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. März 2017 ebenfalls an den Geburtstag von Alfred Neven DuMont. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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