Die Karriere des Franzosen Alain Delon beginnt in Italien. Mit 25 Jahren spielt er in Luchino Viscontis Sozialdrama "Rocco und seine Brüder" (1960) den geduldigen, fast engelsgleichen Hauptdarsteller, der von der Verwandtschaft in den Abgrund gezogen wird.
Visconti wird Delons Vertrauter und Förderer. "Meine Ausbildung zum Schauspieler, aber auch die zu einem reifen Menschen", wird er später sagen, "verdanke ich zum größten Teil Visconti."
Von der Straße auf die Leinwand
Geboren wird Delon am 8. November 1935 Sceaux bei Paris. Nach der Scheidung seiner Eltern kommt er schon als Kleinkind zu Pflegeeltern, fliegt von mehreren Schulen, beginnt mit 14 Jahren, in einer Metzgerei zu arbeiten. 1952 geht er zum Militär und kämpft in einer Eliteeinheit als Fallschirmjäger im Indochina-Krieg. Danach arbeitet er in Paris auf dem Gemüsegroßmarkt "Les Halles" und nimmt parallel Schauspielunterricht.
1956 reist Delon zu den Filmfestspielen nach Cannes. Dort wird der auffallend schöne Mann praktisch auf der Straße für den Film entdeckt. Ein Jahr später spielt er in "Killer lassen bitten" einen Auftragsmörder – und formt so schon früh sein abgründig-geheimnisvolles Image, das schließlich zur Rolle des Profikillers im Krimiklassiker "Der eiskalte Engel" (1967) von Jean-Pierre Melville führt. Privat verliebt er sich während der Dreharbeiten zum tragischen Liebesfilm "Christine" (1958) in die bereits gefeierte Romy Schneider. Sie verloben sich und gehen gemeinsam nach Frankreich. 1963 trennen sie sich wieder.
Verliebt in Romy Schneider
Die Rolle des ebenso smarten wie skrupellosen Tom Ripley in der Patricia-Highsmith-Verfilmung "Nur die Sonne war Zeuge" (1960) macht Delon endgültig bekannt. Danach folgt mit Filmen wie Viscontis "Der Leopard" (1963) oder "Die Hölle von Algier" (1964) Delons berühmteste Zeit. 1968 steht er abermals mit Romy Schneider, deren Karriere gerade stagniert, in "Der Swimmingpool" auch bei erotischen Szenen vor der Kamera. Jetzt ist er es, der Schneider die Tür zum französischen Filmmarkt öffnet. Als Schneider 1982 stirbt, organisiert Delon die Beerdigung.
In den 80er Jahren zieht sich Delon nach rund 100 Produktionen aus dem Filmgeschäft zurück. 2017 stirbt seine zweite große Liebe, die Schauspielerin Mireille Darc, mit der er 15 Jahre zusammengelebt hat. "Heute Abend stehe ich nicht nur am Ende meiner Karriere, sondern auch am Ende meines Lebens", bilanziert er auch im Blick auf ihren Tod bei der Verleihung der Ehrenpalme für sein Lebenswerk 2019 in Cannes.
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