Mit der Machtergreifung Hitlers geht Konrad Adenauers erste Karriere als Oberbürgermeister Kölns nach 16 Jahren jählings zu Ende. Während seiner Amtszeit wurde der Festungsring der Stadt in einen Grüngürtel verwandelt, die Messe eröffnet und die Universität neu gegründet. Jetzt haben die Nazis den standhaften Politiker, der Parteibonzen auch schon mal den Handschlag verweigerte, seines Amts enthoben. Adenauers Machtbereich schrumpft von der Stadtpolitik auf die Familie. Und auf sein Haus, das er 1938 nach fünf Jahren voller Schikanen in Rhöndorf, einem Stadtteil Bad Honnefs, bauen kann.
"Mein Telefon wurde überwacht, ein Aufpasser war in einem Nachbarhaus einquartiert", wird sich der spätere Bundeskanzler an diese Zeit erinnern. "Ich habe meine Tage ausgefüllt mit Lesen, mit dem Zusammensein mit meiner Frau, mit der Erziehung meiner Kinder, mit Spaziergängen und vor allem mit der Pflege meines Gartens." Und mit einer weiteren großen Leidenschaft: dem Erfinden.
"Kölner Brot" und "Kölner Wurst"
Schon während des Ersten Weltkriegs entwickelt Adenauer mit Kölner Bäckern und Metzgern Verfahren, um für die hungernde Bevölkerung aus Maismehl Brot und aus Soja Wurst herzustellen. Für sein "Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes" kann er sich 1919 eines von insgesamt drei Patenten sichern – anders als für die "Elektrobürste zur Schädlingsbekämpfung", die "Einrichtung zum Schutz gegen Blendung durch Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge" oder seine "von innen beleuchtete Stopfkugel": In letzterem Fall hatte die "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft" (AEG) schon etwas früher die Idee. Das beleuchtete Stopfei erleichtert fortan ausschließlich Adenauers Frau den Alltag.
Auch in seinem unfreiwilligen Exil in Rhöndorf retten die Tüfteleien Adenauer vor der Depression. Sie sind Therapie – und strukturieren seinen Tagesablauf. Kommen spätnachmittags Besucher, um ein Schwätzchen zu halten, werden sie an der Eingangspforte bereits vom Hausmädchen abgewiesen: "Von fünf bis sechs Uhr erfindet der Herr Oberbürgermeister. Da darf man ihn nicht stören."
An der Tülle festgeschweißt
Als ebenso passioniertem wie zerstreuten Gärtner ärgert es Adenauer Ende der 30er Jahre besonders, dass er ständig den Aufsatz seiner Gießkanne liegen lässt, wenn er von den strahlbegossenen Bäumen zu den nach Feinberieselung lechzenden Rosen hinüberwandert. Adenauers Lösung besteht aus einem an der Tülle festgeschweißten Brausemundstück, dessen Lochblech sich bei Bedarf mittels eines Scharniers wegklappen lässt.
1940 reicht Adenauer einen Antrag für seinen "ortsfesten Brausekopf für Gießkannen" beim Patentamt ein. Am 28. Dezember 1940 wird er von einem Prüfer namens Kosmann abgelehnt. Begründung: Es gebe bereits ähnliche Patente in Österreich und der Schweiz.
Stand: 28.12.2015
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