Das Weiße Haus in Washington, Kupferstich von 1814

Stichtag

13. Oktober 1792 - Grundstein für das Weiße Haus gelegt

Stand: 13.10.2012, 00:00 Uhr

"Das Weiße Haus ist ein kleiner, kein großer Palast", sagt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger. Die Korridore seien nicht weit, die Zimmer nach den Begriffen europäischer Paläste klein. Dafür habe es eine intime Atmosphäre. "Und wegen der großen Ruhe hat man auch ein Gefühl für die Macht, die dort sitzt." Für Abigail Adams, Ehefrau von John Adams und erste First Lady, die im Jahr 1800 einzieht, ist das Weiße Haus schlicht: "Das dreckigste Loch, das ich je gesehen habe."

Wände feucht, Fenster undicht

Am 13. Oktober 1792 wird der Grundstein für das Weiße Haus an der 1600 Pennsylvania Avenue gelegt, es ist gleichzeitig der Gründungstag der US-Hauptstadt Washington. Bauherr ist George Washington, erster Präsident der Vereinigten Staaten, Architekt der Ire James Hoban. Auch nach acht Jahren Bauzeit sind die Wände feucht, die Fenster undicht. Abigail Adams lässt in jedem Raum rund um die Uhr Kaminfeuer brennen. In den folgenden Jahren wird das Weiße Haus einmal komplett zerstört und mehrfach von Grund auf renoviert. Dennoch leben und arbeiten hier 43 der insgesamt 44 US-amerikanischen Präsidenten.

Schwarze Sklaven bauen das Weiße Haus

Errichtet wird das Gebäude von afro-amerikanischen Sklaven. "John Adams, der erste Präsident, der dort lebte, war ein strikter Gegner der Sklaverei. Aber sein Nachfolger Thomas Jefferson beschäftigte Sklaven als Hauspersonal, genau wie James Madison. Ich glaube, etwa zwölf der ersten 14 Präsidenten taten das, so lange bis der Bürgerkrieg den Sklaven im District of Columbia die Freiheit brachte", erklärt Jesse J. Holland, Autor des Buches "Black Men built the Capitol".

Jackie Kennedy führt durch den Präsidentenpalast

Dank Jackie Kennedy sind viele Möbelstücke aus der Anfangszeit erhalten geblieben. Sie ist die erste First Lady, die den Amerikanern intimere Einblicke in den Präsidentenpalast gewährt. "Das berühmteste Möbelstück ist natürlich das Bett von Abraham Lincoln. Jeder Präsident hat es geliebt: Theodore Roosevelt hat darin geschlafen genau so wie Calvin Coolidge", so Kennedy 1962 in einem öffentlichen Rundgang vor laufenden Kameras. 50 Millionen Zuschauer sehen die Sendung im Fernsehen. Auch Altbundeskanzler Helmut Kohl bei Lincoln zu Gast. "Lincolns Schlafzimmer, da habe ich auch einmal übernachtet. Das war nicht besonders bequem, aber sehr eindrucksvoll", erinnert er sich.

Geschichten erzählt auch der Saal für Staatsbankette. Jackie Kennedy erklärt im Fernsehen: "Theodore Roosevelt dekorierte die Wände des Saals mit ausgestopften Tierköpfen. Die mochte der spätere Präsident Woodrow Wilson überhaupt nicht. Und er setzte sich immer so hin, dass er sie beim Essen nicht sehen konnte."

Das schäbigste öffentliche Gebäude in Washington

Bei Jackie Kennedys Einzug ist das berühmte Haus heruntergekommen und kaum etwas aus der Zeit von vor 1902 vorhanden. Sie beginnt die Geschichte des Weißen Hauses zu studieren und verlorengegangene Möbelstücke zurückzukaufen. "Britische Truppen hatten das Gebäude in der Nacht zum 24. August 1814 angezündet. Das Haus des Präsidenten war nur noch eine verkohlte Ruine und musste komplett neu aufgebaut werden. Und eine Zeit lang galt es als das schäbigste öffentliche Gebäude", sagt sie in der Fernsehsendung. Das ändert sich bald: 1833 erhält das Weiße Haus Zugang zu fließendem Wasser. Kurz darauf folgen Gasbeleuchtung, Zentralheizung und der erste Telefonanschluss, mit der Nummer 1.

Am 4. November 2008 zieht der erste schwarze Präsident ins Weiße Haus ein – für maximal acht Jahre. "Wenn sich noch irgendjemand fragt, ob in Amerika wirklich alles möglich ist, dann erhält er heute die Antwort", sagt Barack Obama.

Stand: 13.10.2012

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