Stichtag

4. Oktober 2000 - Letzter Mini läuft in Großbritannien vom Band

Zur Suezkrise erobern die deutsche Isetta und die französische Ente den britischen Automobilmarkt. Denn Benzin ist knapp und ein spritsparendes heimisches Gefährt fehlt. Aus Not und Nationalstolz beauftragt schließlich die British Motor Corporation (BMC) 1956 den Konstrukteur Alec Issigonis, einen Kleinwagen zu bauen. Nicht mehr als fünf Liter Benzin auf 100 Kilometern soll er verbrauchen.

"Der einfachste Weg, einen Wettkampf zu gewinnen, ist es ein Auto zu machen, das so ungewöhnlich ist, dass es automatisch berühmt wird", erläutert der geniale Konstrukteur später seine Strategie gegen die Konkurrenz vom Festland. Die ersten Skizzen soll der Grieche beim Mittagessen auf Speisekarten, Servietten und Tischtuch gezeichnet haben. Ein nur neunköpfiges Team entwickelt unter seiner Leitung innerhalb kürzester Zeit ein ein knapp drei Meter langes und 1,30 Meter hohes äußerst ungewöhnliches Modell - den Mini.

Kultautos mit Mängel

Das zunächst für die Hausfrau gedachte Auto nutzt jeden Winkel aus: Der Motor ist vorne quer eingebaut, darunter das Getriebe. So können sich die beiden einen Ölkreislauf teilen. Die Räder sind an den äußersten Ecken angebracht, Schiebefenster verdünnen die Türverkleidung. Obwohl sich Fahrer durch den niedrigen Sitz und die direkte Lenkung wie in einem Gokart fühlen, liegt der Wagen besser als manche Limousine in der Kurve.

Trotz vieler Mängel bei der Präsentation im Herbst 1959 - bei Regen dringt Wasser ein und der Motor geht aus - wird der Mini schnell zum Verkaufsschlager und Statussymbol. Das britische Model Twiggy fährt ihn ebenso wie die englische Königsfamilie, die Beatles, die Schauspieler Steve Mc Queen und Peter Sellers. Die Modedesignerin Mary Quant benennt sogar ihren Minirock nach der rollenden Handtasche.

Schnell kommen weitere Mini-Modelle auf den Markt: der Traveller, der Countryman, der Pickup und der Mini-Moke – eine Art Roadster. John Cooper, Konstrukteur der Formel-1, macht den Autozwerg sogar zum Rennwagen. Drei Mal hintereinander gewinnt der kleine Brite die Rallye Monte Carlo.

Der Mini ist tot, lang lebe der Mini

In 41 Jahren wird das britische Urmodell in 137 Varianten knapp 5,5 Millionen mal produziert. Aber der hohe Anteil an Handarbeit treibt den Preis nach oben. Zuletzt liegen die Herstellungskosten rund 25 Prozent über dem Niveau vergleichbarer Fahrzeuge. Zu teuer: Am 4. Oktober 2000 läuft der letzte Mini in Großbritannien vom Band.

Doch die Erfolgsstory geht weiter. BMW hat sich nach dem Verkauf von Rover die Markenrechte an dem kleinen britischen Flitzer gesichert und bringt ein Jahr später einen komplett überarbeiteten Mini auf den Markt. Die Fans des britischen Originals lehnen das eingedeutschte moderne Modell zwar kategorisch ab, doch die Produktionserwartungen werden in den folgenden Jahren immer wieder übertroffen. Der Mini-Kult geht auch unter BMW weiter.

Stand: 04.10.2015

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