Egal ob abends in der Kneipe oder nachts am Strand: Mit der Digitalkamera oder dem Smartphone lässt sich heute dank eingebautem Blitz fast überall ein Schnappschuss schießen. Davon konnten die Pioniere der Fotografie nur träumen. Zwar hegen auch sie schon früh den Wunsch unabhängig vom Tageslicht zu arbeiten, doch ihre Lichterzeugung ist zunächst recht wagemutig: Der Fotograf oder Helfer entflammt reines Magnesiumpulver, das mit einem hellen Strahl verbrennt. Leider beschert das kleine Feuerspiel Modell und Fotografen öfters schwarze, rußige Gesichter.
Um 1900 kommt dann das Blitzlichtpulver in die Studios. Das Magnesiumgemisch wird ebenfalls offen entzündet und explodiert als greller Lichtblitz. Immer noch nicht ganz ungefährlich für Motiv, Fotograf und Umfeld. "Da wurde häufig die Hand und nicht selten das Haus mit abgefackelt", sagt Klaus-Peter Rösner, Gründungsmitglied der Gesellschaft PhotoHistorica.
Für Amateure zu teuer
Lange Zeit sucht die Branche nach Alternativen. Schließlich knüllt Johannes Ostermeier Ende der 20er Jahre sehr dünne Aluminiumfolie in einer Glasbirne und entzündet diese mit einem elektrischen Impuls. Mit einem hellen Strahl verbrennt das Aluminium. Die Geburt der Blitzlichtbirne. Am 21. September 1930 meldet der Augsburger Physiker seine Erfindung zum Patent an. Die neue Super-Birne wird Vacu-Blitz getauft und entsprechend vermarktet: "Feuer breitet sich nicht aus, hast du Vacu-Blitz im Haus."
Die Vorteile sprechen für sich: Das neue Blitzlicht ist sehr viel ungefährlicher als Pulver und produziert keinen lästigen Qualm. Die ersten dieser Birnen sind rund 15 Zentimeter groß und haben wie eine Glühbirne unten ein Gewinde. Allerdings muss jedes Stück einzeln angefertigt und kann nur einmal benutzt werden. Ein ziemlicher Aufwand für ein einziges Foto - und sehr teuer. "Eine Blitzbirne hat in den 50er Jahren rund 50 Pfennig gekostet. Das erste Monatsgehalt von meinem Vater nach dem Krieg war 200 Mark. Man hat sich jede Blitzaufnahme überlegt", erklärt Rösner.
Elektronenblitz löst Blichtlichtbirne ab
Daher greifen Amateure noch lange auf das sehr viel billigere Blitzlichtpulver zurück. Selbst Zeitungs-Fotografen können nicht viele Schnappschüsse machen. Doch wenn es darauf ankommt, sind Blitzlichtbirnen immer dabei - zum Leid vieler Hausmeister. Denn die abgebrannte Birne wird einfach per Auslöser auf den Boden befördert. So bleibt nach jeder Pressekonferenz ein großer Glashaufen zurück."Dann kam der Hausmeister mit einer Mülltonne, einem riesigen Besen, einer Kehrschaufel und fegte die Scherben zusammen", erklärt Rösner.
Mit der Zeit werden die Birnchen kleiner, praktikabler und billiger. Blitzlichtpulver hat ausgedient, die Blitzlichtbirne hat sich auch bei den Hobbyknipsern durchgesetzt. So muss 1965 die Langenfelder Firma Seuthe schließen, die seit Jahrhundertbeginn Blitzlichtpulver produziert hat. Und die Blitze werden komfortabler. Um nicht für jedes Foto eine neue Birne einzuschrauben, gibt es nun Blitzwürfel. Parallel dazu startet schon in den 1950er Jahre die Entwicklung des Elektronenblitzes. Aber erst Ende der 70er Jahre löst er die Blitzlichtbirne auch auf dem breiten Markt ab.
Stand: 21.09.2015
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