Aufbruch der Pilgerväter mit der "Speedwell"

Stichtag

15. August 1620 - "Mayflower" und "Speedwell" verlassen Southampton

"Nach vielen Überlegungen und mancher Diskussion kamen sie zu dem Schluss, an einen anderen Ort zu ziehen. Der Ort, an den sie dachten, waren die weiten und unbevölkerten Länder Amerikas, die fruchtbar waren und besiedelbar, und ohne zivilisierte Bewohner." Das schreibt William Bradford, Mitbegründer und Gouverneur der ersten Kolonie in Neu-England, zehn Jahre nach Ankunft der Pilgerväter mit der berühmten "Mayflower".

Eigentlich wollen jene puritanischen Sektenmitglieder, die sich selbst "Saints" nennen und die Anglikanische Kirche ablehnen, auf zwei Schiffen ihr Heil in der Neuen Welt suchen. Im holländischen Leiden, wohin viele vor der Verfolgung in England geflohen waren, kaufen sie die "Speedwell" und segeln im Juli 1620 nach Southampton. Einen Monat später laufen sie gemeinsam mit den Glaubensgenossen auf der "Mayflower" zu ihrer schicksalhaften Reise über den Atlantik aus. Doch die "Speedwell" wird das "Gelobte Land" nie erreichen.

Wassereinbrüche durch zu hohen Mast

Passagierschiffe kennt man damals noch nicht. Sowohl die "Speedwell" wie die drei Mal größere "Mayflower" sind für den Menschentransport umgerüstete dreimastige Handelskaravellen. An Bord erwartet die Aussiedler eine wochenlange Tortur. In den nur knapp über einen Meter hohen, kaum belüfteten Unterkünften im Zwischendeck herrscht drangvolle Enge, Toiletten gibt es nicht. Die Abreise verzögert sich, da schon bei der Überfahrt von Holland Wasser in den Rumpf der "Speedwell" eingedrungen ist. Nach einigen Reparaturen können die beiden Schiffe am 15. August 1620 endlich den Hafen von Southampton verlassen.

Von Beginn an steht die Reise unter keinem guten Stern. Widrige Winde behindern die Ausfahrt aus dem Kanal und die "Speedwell" leckt schlimmer als zuvor. Am 20. August entscheiden die Kapitäne, den nächstgelegenen Hafen in Dartmouth anzulaufen, um die "Speedwell" abzudichten. Dann geht es weiter, nur um 300 Meilen hinter Englands Westspitze erneut umkehren zu müssen, diesmal nach Plymouth. Wieder bleibt rätselhaft, warum Wasser in das Schwesterschiff der "Mayflower" eindringt, denn ein Leck ist nicht zu entdecken. Erst viel später stellt sich heraus, dass die "Speedwell" mit einem zu hohen Hauptmast ausgerüstet worden war. Bei geblähten Segeln auf See biegt er sich so stark, dass er den gesamten Schiffskörper unter Druck setzt, was zu Undichtigkeiten im Rumpf führt.

Indianer retten die Pilgerväter

In Unkenntnis der Fehlkonstruktion wird entschieden, die "Speedwell" zurückzulassen. Die meisten Pilger wechseln auf die "Mayflower", doch etwa 20 Menschen müssen in Plymouth zurückbleiben. Als die "Mayflower" am 16. September 1620 mit 102 Passagieren endlich in See stechen kann, ist es für eine Atlantik-Überquerung eigentlich schon zu spät. Die schweren Herbststürme haben bereits eingesetzt und behindern die gesamte Reise. Oft weht es derart heftig, dass kein Segel gesetzt werden kann. Tagelang kann sich die "Mayflower" nur treiben lassen. Zusammengepfercht, durchnässt, seekrank und verängstigt leiden die Pilger Höllenqualen.

Nach 65 Tagen unter fürchterlichen Bedingungen erreicht die "Mayflower" endlich die amerikanische Küste. Doch statt wie geplant in Virginia müssen die Pilgerväter 200 Meilen weiter nördlich, in der unwirtlichen Gegend am Cape Cod an Land gehen. Bevor sie ihr Schiff verlassen, schließen sie einen Vertrag, den "Mayflower-Compact". Darin verpflichten sich die Pilgerväter, in gerechter Selbstverwaltung "einen gemeinsamen politischen Körper zu gründen". Doch im ersten Winter stirbt bereits mehr als die Hälfte der Neuankömmlinge an Hunger, Kälte und Erschöpfung. Und auch die übrigen Kolonisten hätten keine Überlebenschance gehabt, wären ihnen nicht die "unzivilisierten" einheimischen Indianer zu Hilfe gekommen.

Stand: 15.08.2015

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