Formel 1– Training mit einem Alfa Romeo

Stichtag

24. Juni 1910 - Alfa Romeo wird gegründet

Beim letzten Rennen der ersten Formel-1-Saison im Jahr 1950 haben noch Manuel Fangio, Giuseppe Farina und Luigi Fagioli Chancen auf den Gesamtsieg - alle drei lenken einen Alfa Romeo. Nach einem erbitterten Rennen gewinnt Farina in seiner "Alfetta" und wird erster Formel-1-Weltmeister der Geschichte. Ein großer Triumph auch für Alfa Romeo, die Marke ist 40 Jahre nach ihrer Gründung bereits ein Mythos der Motorsportgeschichte.

Dabei haben die feinen italienischen Rennwagen französische Wurzeln: Anfang des 20. Jahrhunderts will der Franzose Alexandre Darracq den italienischen Kleinwagenmarkt erobern und lässt sich in Portello bei Mailand nieder. Doch schon nach wenigen Jahren muss der Automobilpionier aufgeben. Der bisherige Fabrikchef übernimmt das Werksgelände und gründet zusammen mit wohlhabenden Freunden und der Mailänder Landwirtschaftsbank die "Anonima Lombarda Fabbrica Automobile", kurz A.L.F.A.. Am 24. Juni 1910 wird die neue Firma ins Handelsregister eingetragen.

Alfas rasen von Sieg zu Sieg

Schon mit dem ersten Modell, den 24 HP, macht sich Alfa einen Namen im Rennsport. Der robuste Vierzylinder fährt ein Jahr nach der Gründung bei der viel beachteten "Targa Florio", einem Langstreckenrennen auf Sizilien, mit. Das Ziel ist klar: Alfa will zur Elite der italienischen Motorenkunst aufsteigen. Daher verpflichten die Italiener die schnellsten Männer als Werksfahrer, darunter auch den späteren Konkurrenten Enzo Ferrari.

Die Strategie geht auf: Die Wagen mit dem Mailänder Wappen und dem Kleeblatt rasen von Sieg zu Sieg, die "Alfetta" wird einer der weltweit erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten. Alfa Romeo gewinnt 1950 und 1951 die beiden ersten Weltmeister-Titel der späteren Formel 1. Finanziell läuft es bei Alfa Romeo dagegen nicht so rund. Bereits während des Ersten Weltkriegs kommt das junge Unternehmen zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, ins Straucheln. Der Fabrikant Nicola Romeo rettet die Mailänder vor dem Konkurs und verewigt seinen Namen im Markenlabel. Nach weiteren wirtschaftlichen Krisen geht Alfa Romeo in den 30er Jahren in den Staatsbesitz über.

Schön, elegant und unwirtschaftlich

Anfang der 50er Jahre wechselt Alfa Romeo die Strategie: Statt in Handarbeit gebaute Einzelstücke müssen Fahrzeuge nun in Serie gefertigt werden. Mit der Giulietta bringt Alfa 1954 den ersten Wagen für den "kleinen Mann" auf dem Markt. Daneben setzen die Mailänder weiter auf italienisch-leichte Eleganz. Die Karosserien entwerfen Designer wie Bertone, Pininfarina oder Zagato. Dustin Hoffman macht im Film "Die Reifeprüfung" den "Spider" weltbekannt.

Die Alfas gelten als technisch raffiniert, sportlich und wunderschön - bis Alfa zum Politikum wird. Das neue Modell "Alfasud" soll 1971 als Konjunkturhilfe im strukturschwachen Süden produziert werden. Das soll den Ruf für viele Jahre ruinieren: Die temperamentvollen Arbeiter sind unerfahren im Autobau, dafür sehr streikfreudig und die Blechqualität lässt zu wünschen übrig. Es heißt, das Auto roste, noch ehe es vom Hof des Händlers gefahren sei. Alfa steht fortan nicht mehr für sportliche Eleganz, sondern für Arbeiterblockaden, miserable Qualität und schlechte Verarbeitung.

Dann greift 1986 Fiat ein und bindet Alfa Romeo in den eigenen Konzern ein. Zwar sind die Alfas oft nur Technik-Ableger von Fiat-Modellen, doch bleibt die Eigenständigkeit weitgehend erhalten. Nach dem Zusammenschluss von Fiat und Chrysler ist Alfa Romeo erneut im Umbruch: Mit neuen Modellen soll wieder an die Zeit angeknüpft werden, als ein Alfa Romeo mehr war als nur ein fahrbarer Untersatz.

Stand: 24.06.2015

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