Rund 1.500 Fischarten, 415 Steinkorallenspezies, bis zu 8.000 Weichtier- und Algenarten, 30 Wal- und Delfinarten, 215 Vogelspezies: Das "Great Barrier Reef" ist eine der artreichsten Regionen der Erde. Der weltweit größte Korallenriffverbund erstreckt sich über gut 350.000 Quadratkilometer entlang der Ostküste Australiens. Das entspricht etwa der Größe Deutschlands. Das "Great Barrier Reef" ist rund 2.300 Kilometer lang, zwischen 25 und 130 Kilometer breit und durchschnittlich 35 Meter tief. Es besteht aus etwa 2.900 einzelnen Riffen und 900 Inseln.
Am 20. Juni 1975 erklärt das australische Bundesparlament das "Great Barrier Reef" zum Naturschutzgebiet. 1981 wird es in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Mit jährlich zwei Millionen Besuchern ist das "Great Barrier Reef" eine von Australiens meistbesuchten Attraktionen - und mit 65.000 Jobs auch einer der wichtigsten Arbeitgeber. Der Spagat zwischen Kommerz und Naturschutz wird seit 1975 von einem regierungsfinanzierten Riff-Büro verwaltet, der "Great Barrier Reef Marine Park Authority". Deren 500 Mitarbeiter sorgen dafür, dass Tauch-, Fang- und Campingverbote eingehalten werden und niemand nach Ölvorkommen sucht.
Abwasser, Düngemittel, Kohletransport
Ziel ist es, das "Great Barrier Reef" so unberührt wie möglich zu belassen. Bevölkerungswachstum, Landwirtschaft und Australiens Rohstoff-Boom haben dem Riff in den letzten 40 Jahren allerdings stark zugesetzt. Neben Abwasser und Düngemitteln belasten auch Kohle- und Containerschiffe die Umwelt. Im Bundesstaat Queensland, vor dessen Küste das "Great Barrier Reef" liegt, liegen reiche Kohlelagerstätten. Deshalb sollen entlang des Riffs zwölf Häfen neu entstehen oder ausgebaut werden - als Verladestellen für Kohle. Bei den Bauarbeiten werden Millionen Kubikmeter Schlick, die teilweise mit Schwermetallen und anderen gefährlichen Stoffen versetzt sind, ausgehoben und vor der Küste entsorgt. Umweltschützer befürchten dadurch eine Schädigung von Flora und Fauna des Riffs.
Bald auf der "roter Liste"?
Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Gefahr: "Die größte Bedrohung für das 'Great Barrier Reef' ist der Klimawandel - und der wird durch noch mehr Kohleabbau weiter angeheizt", sagt die Meeresbiologin Imogen Myers. "Steigende Temperaturen bedeuten wärmeres Wasser, noch mehr ausgebleichte Korallen und häufigere Stürme, die Erosionen auslösen. Das Riff ist einmalig und wir müssen es als intaktes Weltnaturerbe bewahren."
Die UNESCO warnt seit Jahren vor der Gefährdung des "Great Barrier Reefs". Die Wasserqualität und der Korallenschwund seien "alarmierend". In den vergangenen 40 Jahren hat das Riff die Hälfte seiner Lebewesen verloren - und die Riff-Verwaltung die Hälfte ihres Budgets. Trotzdem erklärt die UN-Kulturorganisation Ende Mai 2015, sie wolle das Riff vorerst nicht auf seine "rote Liste" für gefährdetes Welterbe setzen. Bis Ende 2016 muss die australische Regierung allerdings einen neuen Bericht über ihre Schutzmaßnahmen vorlegen.
Stand: 20.06.2015
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