Als Paar sind sie weltweit berühmt - in Italien heißen sie "Crick und Crock", in China "Fu-Tu und Tu-Tu", in Deutschland "Dick und Doof": der Amerikaner Oliver Hardy und der Brite Stan Laurel. Zusammen schaffen sie den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Ihre berühmtesten Werke entstehen zwischen 1928 und 1940. Während Ollie auf der Leinwand ständig versucht, den Überblick zu behalten, stolpert Stan tolpatschig durch die Szene und heult, wenn er nicht weiter weiß. Seine Komik entsteht aus dem steten Scheitern, doch er gibt nicht auf. Das ist sein Markenzeichen.
Im Berufsleben ist Laurel hingegen die treibende Kraft. "Er war bei sehr vielen Filmen der heimliche Regisseur", sagt Wolfgang Günther vom Laurel-und-Hardy-Museum in Solingen. Er habe immer wieder Szenen neu drehen lassen: "Stan Laurel war ein absoluter Perfektionist." Laurel, der am 16. Juni 1890 in Ulverston geboren wird, stammt aus einer Theaterfamilie und tritt schon als Kind auf der Bühne auf. "Mein Vater besaß mehrere Theater und schrieb selber Stücke. Meine Mutter war eine im Norden Englands bekannte Schauspielerin", erinnert er sich. Mit 15 Jahren steht für ihn fest, dass er Berufskomiker werden möchte. Mit einer Theatergruppe geht er auf Gastspielreise nach Amerika, wo er unter anderem auch mit Charlie Chaplin zusammenspielt.
Entwicklung des "Slow Burn"
Als Chaplin von Filmproduzenten angeworben wird, macht Laurel sich mit dem Komödiantenpaar Alice und Baldwin Cooke selbstständig. Sie touren als "Stan Jefferson Trio" quer durch die USA. Laurel wandelt schließlich seinen Geburtsnamen Arthur Stanley Jefferson um: "Ich habe meinen Namen wegen der Reklame geändert", so Laurel. "Je kürzer der Name, desto größer die Buchstaben." Er wird zum ersten Mal 1917 in einem Stummfilm engagiert. Laurel ist schon 37 Jahre alt, als er sich 1928 mit Hardy zusammentut und seine Solokarriere hinter sich lässt.
In ihren Filmen Stan und Ollie verwandelt sich der harmlose Alltag in einen Albtraum. In "Dick und Doof auf Heimaturlaub" (1928) geraten sie in einen Stau und demolieren alle Autos. In "Die musikalische Kiste" (1932) versuchen sie, ein Klavier zu transportieren, das immer wieder die Treppe hinunter rutscht. Bei "Unsere Hochzeit" (1931) führen sie vor, dass man beim Heiraten ganz schön durcheinanderkommen kann. Laurel setzt zudem konsequent auf die Entwicklung des "Slow Burn", der "Langen Leitung". Wenn Ollie zum Beispiel befiehlt, den Hut abzunehmen, handelt Stan nicht, sondern wiederholt den Befehl nur verbal, ohne ihn auszuführen. "Ein Komiker arbeitet wie ein Schriftsteller", sagt Laurel. "Man erinnert sich an etwas, fügt eine andere Sicht der Dinge hinzu und so entstehen lustige Szenen."
Alkohol, Affären, Arbeitswut
"Insgesamt ist es das Kindliche, das sehr animiert diesen Komiker zu mögen", sagt der niederrheinische Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, der die Figur Stan in vielen Fernsehfilmen deutsch synchronisiert hat. "Man möchte eigentlich immer auf die Leinwand rennen, den Jungen umarmen und sagen, hab Mut, nimm es nicht so tragisch, ich werde mal mit Ollie reden."
Im Arbeits- und Privatleben zeigt Laurel allerdings auch andere Seiten. Seine fünf Ehen scheitern an seinen Alkoholproblemen, Affären und seiner Arbeitswut. Mit Filmpartner Hardy hat er außerhalb des Sets wenig Kontakt. Nach dessen Tod 1957 tritt Laurel nicht mehr auf. Dennoch erhält er 1960 für seine Pionierleistung als Filmkomödiant einen Oscar. Stan Laurel stirbt am 23. Februar 1965 im Alter von 74 Jahren im kalifornischen Santa Monica an Herzschwäche.
Stand: 16.06.2015
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