Stichtag

25. Januar 1890 - Nellie Bly vollendet ihre Reise um die Welt

Als Nellie Bly, Reporterin bei der New York World, am 25. Januar 1890 mit der Pennsylvania-Eisenbahn wieder in New York ankommt, begrüßen sie Salutschüsse von Fort Greene in New Jersey, eine jubelnde Menschenmenge und ein Glückwunschtelegramm von Jules Verne. In nur 72 Tagen, 6 Stunden und 11 Minuten hat sie Vernes literarische Reise "In 80 Tagen um die Welt" verwirklicht - per Schiff, Eisenbahn und Kutsche. Sie setzte um, was bisher eine männliche Fiktion war.

Creme-Dose in der Handtasche - wichtig, aber lästig

"Die Idee kam mir eines Sonntags. Ich hatte bereits den Großteil des Tages und die Hälfte der Nacht vergebens nach einem Thema für einen Zeitungsartikel gesucht", erinnert sich Nellie Bly. Die 25-Jährige hatte sich bei der New York World mit investigativen Reportagen aus der Psychiatrie und der weiblichen Arbeitswelt einen Namen gemacht. "Müde und verdrossen über meine eigene Unfähigkeit, ein Thema zu finden ..., dachte ich schließlich: Wenn ich doch nur am anderen Ende der Welt sein könnte!", schreibt sie in ihren Reiseerinnerungen "Around the world in 72 days". Kurz zuvor hatte der Franzose Jules Verne den Roman "In 80 Tagen um die Welt" geschrieben. Da kam Bly die Idee, Phileas Fogg zu unterbieten.

Der Redaktionsleiter der New York World ist zwar von der Idee begeistert, nicht aber davon, eine Frau rund um die Welt zu schicken. Als Frau, so meint er, könne sie nicht unbegleitet reisen. Zudem brauche sie zu viel Gepäck.

Nellie Bly hält dagegen. "Niemand, den nicht die schiere Not einmal gezwungen hat, allen Einfallsreichtum aufzubringen und jeden Gegenstand auf seinen kleinstmöglichen Umfang zu reduzieren, weiß um die Kapazität einer gewöhnlichen Handtasche", schreibt sie. Reisemützen, Schleier, Pantoffeln, Toilettenartikel, Tintenfass, Füllfederhalter, Schlafrock, Unterwäsche, Taschentücher, Rüschen, alles passt in ihre Handtasche, sogar eine große Dose Creme. "Sie dachte, auf der Reise um die Welt müsse sie an ihre Haut denken, damit sie nicht rissig und trocken wird. Gerade dieser Cold Cream-Tiegel war ihr dann ein Dorn im Auge, er nahm immer zu viel Platz weg", sagt die Literaturwissenschaftlerin Britta Jürgs, die Blys Reisebericht erstmals in Deutschland verlegt hat.

Bly-Globen, Brettspiel und Puppen, aber keine Karriere

Am Donnerstag, den 14. November 1889 gegen 9.40 Uhr, bricht Nellie Bly mit einem Kleid, einem Mantel und ebendieser Handtasche zur Weltumrundung auf. In Frankreich wagt sie sogar einen kleinen Umweg und besucht Jule Verne. Weiter geht es über Ägypten, Ceylon, Singapur, Hong Kong, Japan. Bereits bei Ankunft ihres Schiffes in San Francisco jubeln die Menschen. Nun muss sie noch per Eisenbahn den Kontinent durchqueren. Überall auf den Bahnhöfen spielen Musikkapellen, Passanten wollen die Hand der schnellsten Frau des 19. Jahrhunderts drücken, wie sie genannt wird.

Pünktlich zur Heimkehr erscheint das Brettspiel "Rund um die Welt mit Nellie Bly". Es werden Nellie Bly-Globen aufgelegt, Kleider, Taschen und Handschuhe, Puppen und Papier. "Wer nicht an der Reise verdient hat, das war sie selbst", sagt Britta Jürgs. Auch der Ruhm reicht nicht für ein ganzes Leben. Zum Enthüllungsjournalismus kehrt nie wieder zurück - sie ist zu bekannt. Vorschüsse eines literarischen Verlags machen sie eine Zeitlang finanziell unabhängig, doch ob sie in diesen Jahren je schriftstellerisch tätig war, ist nicht belegt. Mit 54 Jahren stirbt sie an den Folgen einer Lungenentzündung.

Stand: 25.01.2015

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