Stichtag

3. Februar 1935 - Todestag von Hugo Junkers

An einem warmen Junitag im Sommer 1892 betritt ein junger Ingenieur das Patentamt in Dessau und lässt ein Messgerät registrieren. Das sogenannte Kalorimeter misst den Temperaturunterschied von erhitztem Wasser und bestimmt so den Heizwert eines Brennstoffs. Eine Erfindung, die dem damals gerade einmal 33 Jahre alten Hugo Junkers Ruhm und Reichtum bringen wird. Denn der pfiffige Techniker erkennt schnell, dass man nach dem gleichen Prinzip auch sauber und sparsam warmes Wasser in die Badezimmer bringen kann.

"So wie eine Mutter ihr Kind hegt, so muss auch der Erfinder zu seiner Idee stehen. Sie ist ein zartes Pflänzchen", sagt Junkers. Deshalb nimmt der Wissenschaftler die Vermarktung seiner Erfindungen selbst in die Hand. Noch heute stehen Millionen Junkers-Thermen in Kellern und Badezimmern."Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad", lautet der Werbeslogan von Junkers & Co. Mit Erfolg: Der Gewinn aus dem Verkauf von Boilern und Thermen finanziert seine weiteren Forschungsprojekte. Und er tüftelt und probiert unermüdlich. Als Junkers am 03. Februar 1935 am Tag seines 76. Geburtstages in Gauting bei München stirbt, hat er 178 Patente angemeldet.

Disziplin und Ehrgeiz bringen den Erfolg

Geboren wird Hugo Junkers im niederrheinischen Rheydt als Dritter von sieben Söhnen eines Textilunternehmers. Die Mutter stirbt früh, seine familiäre Situation ist nicht einfach."Er ist als Einziger bevorzugt gewesen ein Studium zu absolvieren", erzählt sein Enkel Bernd Junkers. "Deshalb fühlt er sich verpflichtet aus dem, was er gelernt hat, etwas zu machen." Schon als Kind ist Junkers sehr diszipliniert. Trotz einer verkümmerten linken Hand absolviert er ein straffes Sportprogramm, das er sein Leben lang beibehält. Noch mit 60 Jahren schafft er die Riesenwelle am Reck.

Junkers studiert an den Technischen Hochschulen in Berlin, Karlsruhe und Aachen. Er gilt als ehrgeizig, aber auch als isoliert, verstört und eigensinnig. Nach dem Studium baut er mit einem Kollegen zunächst Gasmotoren. Die Ergebnisse sind gut, die Zusammenarbeit eher nicht. "Er konnte sich nicht anderen unterordnen", so sein Enkel. Auch als Professor für Wärmetechnik in Aachen wird er lediglich von ein paar begabten Studenten bewundert, ansonsten ist er unbeliebt. Seine Frau und zwölf Kinder sehen ihn selten, oft schläft er im Büro und besucht die Familie nur zum Mittagessen.

Er bringt Eisen zum Fliegen

Ein Aachener Professor regt den Ingenieur schließlich zum Bau von Flugzeugen an. Der fachfremde Junkers erkennt schnell, dass es nicht auf das Gewicht ankommt, sondern auf die Strömungstechnik. Seine Idee: ein Flugzeug ganz aus Metall. "Eisen kann doch nicht fliegen, ein Flugzeug muss leicht sein", spotten seine Forscherkollegen. Junkers hält an seinen Plänen fest und im Jahr 1915 fliegt das erste Ganzmetallflugzeug aus seiner Fertigung - mit sensationellen Ergebnissen.

Nach dem Ersten Weltkrieg baut Junkers mit der F13 ein erstes komfortables Flugzeug mit vier Sitzen. "Lassen Sie uns das Flugzeug in diesem Sinne zu einem Kampfmittel froher Menschlichkeit machen, welches allen Menschen und allen Nationen Segen bringt und allen Menschen und Nationen Segen zurückholt", sagt Junkers, der selbst nicht gerne fliegt. Die von ihm gegründete Junkers Luftverkehrs AG geht später in der Deutschen Lufthansa auf. Sein Clou ist die JU 52, die sogenannte "Tante Ju": das wichtigste Verkehrsflugzeug der 30er Jahre.

Sein Erfolg endet 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Der eigensinnige Wissenschaftler vertritt linksliberale Auffassungen, lehnt jede Art der Bevormundung von Menschen ab. Als Hitler Junkers Werke besuchen will, ist der Hausherr zufällig nicht da. Das reicht den Nationalsozialisten. Sie vertreiben den unbequemen Ingenieur aus seinen Dessauer Werken und verbannen ihn nach Bayern, wo er zwei Jahre später stirbt. Mit den Junkers-Kampfflugzeugen, die der Staatskonzern fortan produziert, hat der Wissenschaftler nichts mehr zu tun.

Stand: 03.02.2015

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