Früher Tod der Eltern, eine tyrannische Pflegemutter, Schulprobleme: Die Kindheit von Georg Thomalla ist nicht einfach. Der Schauspieler, der am 14. Februar 1915 im oberschlesischen Kattowitz geboren wird, reißt immer wieder aus und wird regelmäßig von der Polizei nach Hause gebracht. Um in die Traumwelt des Kinos flüchten zu können, klaut der Junge das Eintrittsgeld. "Film war für mich alles", erinnert sich Thomalla später.
Nachdem er drei Mal sitzen geblieben ist, muss Thomalla eine Lehre als Koch absolvieren - für ihn "das Schlimmste, was es überhaupt gab". Doch dann ändert sich sein Leben: Als er 17 Jahre alt ist, vermittelt ihm sein Bruder, ein Operettentenor, in Hamburg eine kleine Rolle in "Land des Lächelns". Anschließend sammelt er bei verschiedenen privaten Wanderbühnen Spielerfahrung, bevor er in Gelsenkirchen, Gera und Berlin in renommierten Theatern auftritt. Während des Zweiten Weltkriegs ist Thomalla bei der Luftwaffe, wird aber oft für Filmaufnahmen freigestellt. Er spielt in Komödien und Revuefilmen mit, aber auch in Propaganda-Streifen wie "Stukas" (1941). Sein Mitwirken bei der NS-Unterhaltungsindustrie bezeichnet Thomalla später als "makaber".
Synchronstimme von Jack Lemmon
Nach Kriegsende kann Thomalla seine Karriere mit Erfolg fortsetzen. In vorwiegend komischen Rollen spielt er auf Kabarett- und Boulevardbühnen. Auf der Leinwand wird die sogenannte Filmklamotte zu seinem Genre. Populär wird er 1969 mit der Fernsehserie "Komische Geschichten mit Georg Thomalla", die 1984 von der ARD wieder aufgenommen wird. Zwischendurch spielt er Boulevard-Theater: Ab 1973 ist er in München, Hamburg, Wien und Berlin rund 1.200 Mal in der Komödie "Der Mann, der sich nicht traut" zu sehen. Das Stück "Vater einer Tochter", das ebenfalls von Curt Flatow stammt, spielt Thomalla nach eigenen Angaben 800 Mal.
Markenzeichen von Thomalla sind sein rasantes Sprechtempo und seine vorgebliche Schussligkeit. Sein Arbeitsstil ist von professioneller Disziplin geprägt. Darin ähnelt er dem US-Schauspieler Jack Lemmon, dem er als Synchronsprecher oft seine Stimme leiht. Für Oliver Rohrbeck, der einige Male mit Thomalla bei Filmvertonungen zusammengearbeitet hat, ist er ein "allumfassender Schauspieler", der wie wenige andere alle Ausdrucksformen beherrscht habe: Bühne, Film und Synchronsprechen. "Das ist ein Schnellsprecher gewesen", sagt Rohrbeck über seinen Kollegen, "ein Schnellbegreifer, ein ganz heller wacher Geist."
Komödien bis ins hohe Alter
Trotzdem hat sich Thomalla in seinen späteren Lebensjahren über Zeitungsschlagzeilen geärgert, die ihn als Unterhaltungskünstler nicht wie gewünscht respektierten. "Albernheiten eines Blauäugigen" lautet eine Überschrift, die ihn besonders verletzt. "Dann sagt man sich: Mein Gott, was hast Du eigentlich verbrochen?", so Thomalla. "Dann lieber gar nichts schreiben, nicht?"
Erfolg hat der Schauspieler trotzdem bis ins hohe Alter. Die ARD dreht mit ihm die Serie "Ein Abend mit Georg Thomalla". Das ZDF ehrt ihn zu seinem 75. Geburtstag 1990 mit der Komödie "Willi - ein Aussteiger steigt ein". Ein Jahr darauf wird die Fortsetzungsgeschichte "Willi - ein Aussteiger steigt auf" produziert. Zuletzt dreht Thomalla die Kinokomödie "Lilien in der Bank" (1992). Am 25. August 1999 stirbt er in Starnberg im Alter von 84 Jahren an einer Lungenentzündung.
Stand: 14.02.2015
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