Nein, die Fans gaben kein Pfeifkonzert zum Besten. Es war einfach nur still. Durchbrochen wurde die lähmende Atmosphäre erst von verhaltenem Applaus, als sich die Mannschaft des 1. FC Köln von der Fankurve verabschiedete. Die Stimmung nach dem Remis gegen den SC Freiburg glich einer Trauerfeier.
Obwohl der FC am Samstagabend rechnerisch noch nicht abgestiegen war, war allen Beteiligten klar, dass der Gang in die 2. Bundesliga nach dem 0:0 gegen den SC nur noch schwer abzuwenden ist. "Die Stimmung im Stadion war ganz eigenartig, sehr ruhig. Es sind alle sehr niedergeschlagen", sagte FC-Kapitän Florian Kainz ebenfalls in leisem, nahezu andächtigem Ton.
Zwei Siege nötig - dann wird weitergeschaut
Sport-Geschäftsführer Christian Keller war derweil sichtlich bemüht, das böse Wort "Abstieg" noch nicht in den Mund zu nehmen. Unabhängig von den Rechenspielen nach den Sonntagpartien, sei es "insgesamt eine Saison der vergebenen Chancen".
In die falsche Richtung, also nach unten in die 2. Liga, ging der Kölner Fahrstuhl aber noch nicht. Doch um das Wunder von Köln zu schaffen, müssen zwei Siege aus den letzten beiden Saisonspielen gegen Union und beim 1. FC Heidenheim her - in den bisherigen 32 waren es gerade einmal vier. Und: Die Konkurrenz muss abermals mitspielen.
Nur noch kleine Chance auf direkten Klassenerhalt
Auf den direkten Klassenerhalt besteht momentan noch eine minimale Restchance: Der VfL Bochum besiegte im Kellerduell am Sonntag den 1. FC Union Berlin mit 4:3, sodass Köln sechs Punkte Rückstand auf die "Eisernen" hat, die Platz 15 belegen. Am vorletzten Spieltag empfängt Köln die Berliner und könnte den Rückstand mit einem Sieg auf drei Zähler verkürzen. Allerdings hat Union das um fünf Tore bessere Torverhältnis.
Mainz fünf Punkte weg
Realistischer wäre es jedoch, Relegationsplatz 16 noch zu erreichen, auf dem der 1. FSV Mainz 05 steht. Nach dem 1:1 der Mainzer beim 1. FC Heidenheim am Sonntagabend hat der FC fünf Punkte Rückstand auf Platz 16.
"Wir haben jetzt noch zwei Spiele. Wir werden da alles reinhauen, um sechs Punkte zu holen", sagte Kainz, der gegen Freiburg erneut von der Bank kam.
Trainer Schultz zollt kämpfendem Team Respekt
Daraus, dass es gegen Freiburg erneut nicht zu einem Sieg reichte, machte nicht nur Keller dem unbestritten kämpfenden Team keinen Vorwurf. Dass die Mannschaft von den Fans mit Applaus verabschiedet wurde, habe sie sich "verdient", sagte Trainer Timo Schultz.
"Ich glaube alle Zuschauer im Stadion haben gesehen, dass diese Mannschaft einen brutalen Charakter und einen unfassbaren Willen hat", so der Coach weiter: "Die Leistung stimmt mich grundsätzlich optimistisch, aber wir müssen Tore schießen."
Gegen Freiburg fehlte es dem FC mal wieder an Durchschlagskraft. Erst spät warfen die Kölner alles nach vorne, verpassten aber den Glückstreffer. Stattdessen stand vorne mal wieder die Null und der siebte Abstieg nun kurz bevor.
FC-Präsident Wolf spricht schon vom Wiederaufstieg
Und dann? Während Keller nicht einmal das Wort "Abstieg" aussprechen wollte, hatte Präsident Werner Wolf unter der Woche trotz der Transfersperre bereits über einen Wiederaufstieg binnen zwei Jahren geredet.